Biodiv:notizen 20-2021
Die FEdA-Linksammlung zur Biodiversität
Europas Brutvögel verschwinden zusehends, Wölfe nutzen gerne Wildbrücken, und eine Befragung offenbart die unterschiedlichen Motive für Naturschutz in verschiedenen politischen Lagern.
24.11.2021
In Europa gibt es rund 600 Millionen Brutvögel weniger als noch vor 40 Jahren – auch wenn Artenprogramme und EU-Richtlinien den Rückgang offenbar verlangsamen. Das zeigt eine Studie britischer und tschechischer Forschender. Am stärksten betroffen ist der Haussperling oder Spatz: Von ihm gibt es in Europa nur noch halb so viele Exemplare wie zu Beginn des Untersuchungszeitraums. Als Ursache machen die Forschenden vor allem die Intensivlandwirtschaft verantwortlich. Über die Veröffentlichung berichten unter anderem die Süddeutsche Zeitung und der Spiegel.
Zumindest bei den Feldvögeln hängt der Rückgang laut einer aktuellen Analyse von Vogelmonitoring- und Landnutzungsdaten mit einer monoton aufgebauten Landschaft und großen Feldern zusammen. Die Autor*innen verglichen in einem „natürlichen Experiment“ die Vogelvielfalt und die Größen landwirtschaftlicher Betriebe entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Östlich des ehemaligen Eisernen Vorhangs fanden sich nicht nur deutlich größere Betriebe, sondern auch eine um 15 Prozent geringere Diversität bei den Feldvögeln.
In diesem Jahr tauchten zum ersten Mal Exemplare des Europäischen Störs in der Elbe auf, die im Rahmen eines deutsch-französischen Wiedereinbürgerungsprogramm vor mehr als einem Vierteljahrhundert ausgewildert worden waren. Doch aktuelle Pläne, die Elbe und andere Flüsse zu vertiefen und auszubauen, bedrohen den Erfolg des Artenschutzprogramms. Darauf weist Jörn Geßner vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in einem Interview zum Thema hin.
Von den 357 bekannten Schildkröten-Arten auf der Erde ist rund die Hälfte in ihrer Existenz bedroht. Das zeigt die neueste Auflage des Atlas „Turtles of the World“. Zucht- und Naturschutzprogramme müssten Hand in Hand gehen, um die Ausrottung vieler Arten noch zu verhindern. Zum Erscheinen der Publikation sprach der Deutschlandfunk mit dem Zoologen Uwe Fritz; auch wissenschaft.de fasst die Erkenntnisse zusammen.
Im Jahr 2020 gab es auf deutschen Straßen rund 272.000 registrierte Wildunfälle – 99 davon mit Wölfen. Um Tiere und Autofahrende zu schützen, werden Wildbrücken immer beliebter. Forschende wiesen nun nach, dass auch Wolfsrudel und einzelne Wölfe diese Übergänge rege nutzen, vor allem in der Abenddämmerung und bei Nacht. Die NZZ widmet dem Thema einen ausführlichen Artikel und erläutert, warum der Bedarf an Grünbrücken in Deutschland und in der Schweiz noch nicht annähernd gedeckt ist.
Welche Weltanschauung und politische Einstellung Menschen haben, beeinflusst, warum sie Ökosysteme für schützenswert halten. Das belegt eine aktuelle Befragung in drei ländlichen Regionen Deutschlands. Konservativ eingestellte Personen betonen demnach die Bedeutung der Natur für Land- und Forstwirtschaft, während politisch eher links stehende Menschen Ökosysteme vor allem aus Gründen des Klima- und Biodiversitätsschutzes erhalten möchten. Diese Erkenntnis könne laut den Forschenden auch für die Kommunikation in Bezug auf Landnutzung und Nachhaltigkeit mit verschiedenen Empfängergruppen wichtig sein.
In den Biodiv:notizen informiert Sie die Zentrale Koordination der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) alle zwei Wochen über interessante Links und Geschichten zu den Themen Biodiversität und Ökosysteme – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind deren Betreiber verantwortlich. Wenn Sie uns auf spannende Inhalte hinweisen möchten, schreiben Sie uns an mail@feda.bio.