Projekt

Präferenzen und Hemmnisse für die Gestaltung artenreicher Privatgärten

Private Gärten haben deutschlandweit ein großes Potenzial zum Schutz und zur Förderung der biologischen Vielfalt. Die ca. 15 Mio. Privatgärten nehmen knapp 1,5 % der Gesamt- und etwa 10 % der Siedlungs- und Verkehrsflächen Deutschlands ein. Dieses Potenzial wird jedoch zunehmend eingeschränkt, da sich, wie in anderen Lebensräumen – zum Beispiel Agrarlandschaften oder städtischen Freiräumen – auch in privaten Gärten die Artenvielfalt aufgrund einer stetig abnehmenden Strukturvielfalt negativ entwickelt. Faktoren, die diese Entwicklung mit bestimmen, sind unter anderem

(i) fehlendes Wissen und Kenntnisse über geeignete Gartenpflege und -gestaltung (z.B. geeignete Pflanzenarten),

(ii) ein zunehmender Bedarf an pflegeleichten Lösungen (wenig Struktur, wenige blühende Pflanzen, dafür hoher Rasenanteil etc.), zum einen aufgrund von altersbedingten Einschränkungen der Gartenbesitzer/innen bei der Bewirtschaftung des eigenen Gartens (alternde Gesellschaft), zum anderen aufgrund mangelnder Zeit (Beruf, Familie, etc.) und der Bevorzugung wenig arbeitsintensiver Lösungen („Schottergärten“),

(iii) ästhetische Vorlieben (z.B. nicht-heimische Pflanzenarten),

(iv) soziale Normen (z.B. mangelnde Akzeptanz von Wildnis und „unaufgeräumten“ Gärten in der Nachbarschaft), oder auch

(v) fehlendes Interesse bei den Gartenbesitzer/innen. Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel des Vorhabens, die Bestimmungsfaktoren für mehr Vielfalt in Privatgärten in einem inter- und transdisziplinären Forschungsdesign zu untersuchen und Wege zur Nutzung des Potenzials von Privatgärten für den Artenschutz aufzuzeigen.

Unterziele sind:

a) die Erfassung des Zustands privater Gärten,

b) die Analyse des Zusammenhangs zwischen Struktur- und Artenvielfalt in Privatgärten,

c) die Identifikation von Einflussfaktoren für eine positive oder negative Entwicklung der Struktur- und Artenvielfalt,

d) Empfehlungen für mögliche Instrumente zur Förderung einer biodiversitätsfreundlicheren Gestaltung des eigenen Gartens (Information, Beratung, finanzielle Anreize) zu geben,

e) die Abschätzung der Bereitschaft zur Unterstützung eines Programms zur Förderung von Artenvielfalt in Privatgärten in der eigenen Stadt / Gemeinde und

f) die Abschätzung der Relevanz des Potenzials von Privatgärten im Hinblick auf die Biodiversität insgesamt. Das Vorhaben analysiert in zwei Reallaboren (RL) in Aumühle (Schleswig-Holstein) und Gütersloh (Nordrhein-Westfalen) zuerst die Einflussfaktoren und Hemmnisse einer struktur- und artenfreundlichen Gartengestaltung. Dabei werden Handlungsmöglichkeiten sowie Entwicklungsvorstellungen gemeinsam mit Gartenbesitzer/innen identifiziert. Aufbauend auf den Ergebnissen soll in Phase 2 unter anderem eine bundesweite Umfrage unter Gartenbesitzer/innen (u.a. mithilfe eines Choice-Experiments) durchgeführt werden. Mit den Ergebnissen der Umfrage und der ökologischen Untersuchungen soll eine bundesweite Abschätzung der Effekte von Fördermaßnahmen für die Umgestaltung privater Gärten auf die Artenvielfalt ermöglicht werden.