Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese und Dr. Julian Taffner im Gespräch mit Gästen der Veranstaltung
Auftakt der Dokuabende Rhein-Main: Nach dem Film “Heimat Natur” diskutieren Jan Haft (remote zugeschaltet), Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum und Dr. Julian Taffner (FEdA) darüber, wie wir die Natur schützen können.

Dieser Inhalt ist leider nicht in Englisch verfügbar.

Dokuabende Rhein-Main

„Die Freude über die Natur nutzt sich nie ab“

Dokuabende Rhein-Main starten am Tag der Artenvielfalt mit „Heimat Natur“


Zum Auftakt der neuen Veranstaltungsreihe von FEdA und Senckenberg werfen wir einen Blick auf die heimische Natur – ihre Schönheit und ihren Zustand. Im Anschluss diskutieren Jan Haft, Regisseur von “Heimat Natur”, und Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese, Direktorin des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums darüber, wie wir die Natur schützen und erhalten können.

Frankfurt, 24.05.2023. Am Tag der Artenvielfalt nahmen die „Dokuabende Rhein-Main“ die Natur in Deutschland in den Blick. Der Film „Heimat Natur“ führte Zuschauende auf eine bildgewaltige Reise von den Alpen zur Nord- und Ostsee, zeigte, wo die Natur gesund ist – und wo sie aus dem Gleichgewicht geraten ist. Rund 50 Gäste schauten sich gemeinsam mit Biodiversitätsforscherin Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese und dem online zugeschalteten Regisseur Jan Haft den mehrfach preisgekrönten Dokumentarfilm in Frankfurt an.

Im Anschluss an den Film eröffnete Moderator Dr. Julian Taffner, Leiter der Koordinierungsstelle der BMBF-Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) in die Diskussion darüber, wie wir die Natur in Deutschland schützen und erhalten können. Mit Blick auf die EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur ist für Katrin Böhning-Gaese klar: „Wir haben sehr wenig Wildnis in Deutschland, da müssen wir noch nachlegen. Aber wir brauchen auch die alten Kulturlandschaften, also eine moderate Nutzung durch den Menschen.“ Auch Jan Haft ist überzeugt, dass „der globale Ansatz des Artenschutzes nur funktionieren kann, wenn wir die Nutzung mitdenken“ und lenkt den Blick auf die vielen positiven Effekte von Weidelandschaften für die Biodiversität.

 

Jan Haft, Katrin Böhning-Gaese und Julian Taffner in der Diskussion
Regisseur Jan Haft hatte sich der Diskussion digital zugeschaltet.

“Evolution und Artentausch arbeiten für uns”

Auf die Publikumsfrage, ob man Baumkronen lichten sollte, gibt Jan Haft zu bedenken, dass der Wald sehr dicht werde, wenn man ihn sich selbst überlasse. „Aber diesen Lebensraum brauchen nur sehr wenige Arten.“ Katrin Böhning-Gaese richtet das Augenmerk der Zuhörenden auf die Landschaft im Nahetal, mit seinen langjährig heißen, trockenen Flächen. Hier habe sich die Natur durch Evolution und Artenaustausch angepasst, „hier kann man ein Bild bekommen, wie künftige Wälder aussehen können“.  Die Direktorin des Senckenberg Biodiversitäts und Klima Forschungszentrums kommt auf die Zwillingskrise aus Klimawandel und Verlust der Artenvielfalt zu sprechen. Beim Erhalt der Biodiversität „arbeiten Evolution und Artenaustausch für uns, die Natur kann sich ein Stück weit selbst heilen. Das Klima aber kann sich nicht selbst regenerieren.“

Den Auftakt der neuen Veranstaltungsreihe, die FEdA und die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ins Leben gerufen haben, beschließen die beiden Expert*innen mit ihren Tipps, was jede*r Einzelne zum Erhalt der Artenvielfalt beitragen kann. „Klima ist immer global, Biodiversität ist dagegen erfreulicherweise regional, auf vielen kleinen Flächen kann man schon viel erreichen“, führt Jan Haft aus. Neben den biologischen Faktoren spricht er auch Einflussmöglichkeiten durch politische Wahlen und beim Konsum an. Katrin Böhning-Gaese ergänzte: “Ich kann als Biodiversitätsforscherin nicht sagen, wie die Natur aussehen sollte. Es ist an Politik und Gesellschaft zu entscheiden, was für eine Art Natur wir gerne haben möchten.”

Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese
Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese betont, dass die “Natur schon immer dynamisch” war.

Daher mahnt die Wissenschaftlerin: „Wir müssen uns als Gestaltende von und Verantwortliche für Natur fühlen.“ Sie rät Menschen, mindestens zwei Stunden pro Woche in der Natur zu sein. Das „hilft unserem Verständnis für sie – und unserer Gesundheit!“ Regisseur Jan Haft kann hier nur zustimmen: „Die Freude über die Natur nutzt sich nie ab.“

Nächster Termin:

18.7.2023, 18 Uhr: Dokuabende Rhein-Main – „Biene Majas Wilde Schwestern“. (Infos und Anmeldung)