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Biodiv:notizen 07-2023

Die FEdA-Linksammlung zur Biodiversität


Auch im Wald schwinden die Insektenpopulationen, Pflanzen knacken bei Stress, Forschende entdecken zwei weitere giftige Vögel und eine mögliche Impfung für Korallen.

19.04.2023

Insekten schwinden auch im Wald

Die Zahl der Insekten nimmt seit Jahren ab. Für landwirtschaftliche Gebiete ist das bereits gut dokumentiert. Forschende haben nun die Populationen von 1805 Arten über den Zeitraum von 2008 bis 2017 in deutschen Wäldern untersucht und einen deutlichen Artenrückgang nachgewiesen: Über 60 % der untersuchten Arten waren demnach rückläufig. Besonders betroffen waren größere und häufigere  Arten sowie solche, die weiter oben in der Nahrungskette stehen. Dagegen nahm die Individuenzahl bei etlichen Arten pflanzenfressender Insekten sogar etwas mehr zu als ab. Die Forschenden sehen hierin die Gefahr einer Verschiebung der Nahrungsnetze – und damit eine wahrscheinliche Auswirkung auf alle Organismen in den Wäldern, teilt die TU Darmstadt mit.

Deutsche blicken sorgenvoll auf Klimakrise und Naturzerstörung

Die aktuelle Naturbewusstseinsstudie des Umweltministeriums und des Bundesamts für Naturschutz zeigt, dass sich Menschen in Deutschland große Sorgen machen, dass Klimakrise und Naturzerstörung ihren eigenen Lebensstil beeinträchtigen werden. Demnach hält ein Großteil der Bevölkerung, nämlich 86 % der Erwachsenen und 88 % der Jugendlichen, einen umfassenden gesellschaftlichen Wandel für notwendig, um die beiden Krisen aufzuhalten. Viele äußern persönliche Bereitschaft, diesen Wandel aktiv mitzutragen, teilt das Bundesamt für Naturschutz mit.

Bodentransplantation fördert die Renaturierung

Wie erfolgreich ist die Bodentransplantation bei der Wiederherstellung geschädigter Pflanzengemeinschaften weltweit? Forschende haben eine Metaanalyse durchgeführt in der Daten aus 46 Feldexperimenten und ihren jeweiligen Referenzökosystemen in 17 Ländern auf vier Kontinenten zusammengeführt wurden. Hier zeigt sich, dass Bodentransplantation überall funktioniert: Wird Bodenmaterial aus intakten Ökosystemen eingebracht, verbessert sich die Chance auf eine erfolgreiche Wiederherstellung von Pflanzengemeinschaften erheblich gegenüber Verfahren, in denen nur Samen oder Pflanzen eingebracht werden. Allerdings weisen die Forschenden darauf hin, dass die Umsetzung von einer gründlichen Bewertung lokaler Bedingungen begleitet sein müsse, wie SCNAT berichtet.

Zwei weitere giftige Vogelarten entdeckt

In Papua-Neuguinea hat eine dänische Expedition zwei weitere giftige Vogelarten entdeckt: Der Bergdickkopf (Pachycephala schlegelii) und der Oliv-Haubendickkopf (Aleadryas rufinucha) nehmen Gift mit der Nahrung auf und bauen es in ihre Haut ein, von wo aus es in neu wachsende Federn einfließt, teilt die Universität Kopenhagen mit. Das Gift selbst ist das des Pfeilgiftfrosches, Batrachotoxin, eines der stärksten, bekannten Nervengifte. Schon in geringsten Mengen kann es tödlich wirken, weil es die Natriumkanäle in den Zellen der Skelettmuskulatur dauerhaft aufsperrt und – je nach Menge – zu einer starken Reizung, Kontraktionen, Krämpfen und dem Tod führen kann. Den Vögeln selbst bleiben diese Wirkungen jedoch dank diverser Mutationen im Gen SCN4A erspart, mit dem die Zellen den Natriumkanal herstellen, zeigten Genanalysen der Forschenden.

Pflanzen knacken bei Trockenstress

Von wegen stiller Garten: Pflanzen senden Ultraschallsignale mit Frequenzen von 40 bis 80 Kilohertz aus – ein für uns unhörbares Klicken und Ploppen, berichtet Spektrum. Je gestresster die Pflanze, desto häufiger werden die Laute. Das zeigt eine Untersuchung von Forschenden aus Tel-Aviv. Sie beobachteten Vibrationen, die Pflanzen erzeugen, und fragten sich, ob diese auch hörbare Laute sein könnten. Mit hochempfindlichen Ultraschall-Mikrofonen stellte die Gruppe Tomaten, Tabak, Weizen, Mais, Wein, Kakteen und Taubnesseln in eine schalldichte Box, nachdem diese entweder normal versorgt, fünf Tage ohne Wasser waren oder diesen die Stängel eingeschnitten wurden. Die Studie zeigt: die freigesetzten Laute, die vergleichbar mit dem Knacken einer Luftpolsterfolie in Gesprächslautstärke sind, geben Informationen über den physiologischen Zustand der Pflanze.

SCTLD: Eine Impfung für Steinkorallen

Die Korallenkrankheit Stony Coral Tissue Loss Disease (SCTLD) wütet in den Riffen vor Florida und hat sich durch die Karibik und den Golf von Mexiko ausgebreitet. Erkrankte Steinkorallen bleichen aus und sterben innerhalb weniger Wochen ab. Forschende haben beobachtet, dass manche Korallen der Art Montastraea cavernosa immun zu sein schienen, berichtet Spektrum. Hier nahm die Arbeitsgruppe mikrobielle Proben, von denen einige antimikrobielle Wirkungen aufwiesen, besonders stark zeigte sich der Stamm  McH1-7. Versuche mit dem Stamm zeigten: bei mehr als zwei Drittel der infizierten Steinkorallen schlug die probiotische Behandlung an, der Krankheitsverlauf verlangsamte sich oder stoppte gar völlig. Außerdem liege eine schützende Wirkung des Stammes nahe, heißt es im Paper der Forschenden. Weitere Untersuchungen sollen diese Impfwirkung und eine Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere Steinkorallen bestätigen.

 

In den Biodiv:notizen informiert Sie die Zentrale Koordination der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) alle zwei Wochen über interessante Links und Geschichten zu den Themen Biodiversität und Ökosysteme – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind deren Betreiber verantwortlich. Wenn Sie uns auf spannende Inhalte hinweisen möchten, schreiben Sie uns an mail@feda.bio.