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Biodiv:notizen 06-2023

Die FEdA-Linksammlung zur Biodiversität

Fruchtfliegen haben einen sechsten Geschmackssinn, Heuschrecken hörten schon in der Trias hochfrequent, Ozon belastet die Sexualpheromone von Insekten und eine südafrikanische Blüte lockt Insekten mit Weibchen-Attrappen zur Bestäubung.

05.04.2023

Schmeckt alkalisch: Fruchtfliege mit Geschmackssinn

Der Geschmack ist wichtiger Warnmelder für giftige oder verdorbene Nahrung. Menschen schmecken fünf Richtungen: bitter, salzig, süß, sauer und umami. Manche Tiergruppen haben einige Geschmacksrezeptoren verloren, berichtet das Wissensmagazin Scinexx. Schon länger gibt es die grundlegende Frage nach einem sechsten Geschmackssinn: Wenn wir Substanzen mit niedrigem PH-Wert schmecken können (sauer), wäre es naheliegend, wenn es auch einen basischen Geschmack gäbe. Forschende aus Philadelphia haben jetzt einen solchen Geschmackssinn bei der Fruchtfliege Drosophila melanogaster nachgewiesen, wie ihre Publikation in nature metabolism zeigt.

Waldzustandsbericht: vier von fünf Bäumen sind krank

Am Internationalen Tag des Waldes veröffentlicht das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) traditionell die Waldzustandserhebung. Demnach konnte sich der Wald auch 2022 nach den trockenen Jahren seit 2018 nicht erholen. Die Folgen der Trockenheit steht den Bäumen in die Kronen geschrieben: 44 % der Baumkronen sind in der Warnstufe, 35 % zeigen deutliche Kronenverlichtungen, teilt das BMEL mit. Der ganze Waldzustandsbericht steht als PDF-Datei zum Download bereit.

Wasserkonferenz ohne verbindliche Einigungen

Zum ersten Mal seit 1977 treffen sich die Vereinten Nationen, um ausschließlich über Wasser zu beraten. Denn: Der Wasserkreislauf sei weltweit durchbrochen, Ökosysteme zerstört und Grundwasser verseucht worden. Jede vierte Person weltweit hat keinen ausreichenden Zugang zu sauberem Wasser. Verbindliche Zusagen zur Bewältigung dieser Wasserkrise gab es allerdings auf der Konferenz keine und nur wenige Finanzzusagen, berichtet die Zeit.

Heuschrecken konnten schon im Trias hochfrequent hören

Ein Forschendenteam hat fossile Heuschrecken vermessen und anhand von Körpergröße und Schrillleiste die produzierten Tonhöhen bestimmt. Die Schrillleiste ist eine Art Säge und befindet sich – je nach Art – auf der Unterseite des linken Vorderflügels oder der Innenseite der Hinterschenkel; hier entstehen die Töne durch Reibung. Die Untersuchung zeigte: Heuschrecken zirpten in der Trias noch piano, in Jura und Kreidezeit etwas lauter, aber erst nach dem Erdmittelalter steigerte sich die Lautstärke zum Forte. Die Hörorgane hingegen waren bereits im Trias schon so gebaut wie bei den urtümlichsten heute noch lebenden Spezies. Hieraus leiteten die Forschenden ab, dass die Schrecken hochfrequent kommunizieren konnten. Das war anfänglich ein großer Schutz vor Fressfeinden war, waren doch die ersten Säugetiere in der Trias taub für Tonlagen jenseits der acht Kiloherz, berichtet die FAZ.

Alternative Herdenbeobachtung: Drohnen und KI im Einsatz

Das Herdenverhalten möglichst unbemerkt, aber umfänglich beobachten:  Verhaltensbiolog:innen entwickeln eine andere Herangehensweise als den Einsatz von Datenloggern und Bewegungssensoren, berichtet die Natur. In offenen oder licht bewachsenen Landschaften setzen sie Drohnen ein, um die Herden aus einer die Tiere nicht mehr störenden Höhe zu beobachten. Die Auswertung der Daten übernehmen Deep-Learning-Algorithmen via Computer Vision. Diese können sich selbstständig beim Erkennen individueller Merkmale von Tieren verbessern. Zur Studie.

Ozon in der Luft belastet Sexualpheromone von Insekten

Umweltschadstoffe wie Ozon und Stickoxid bauen Blütendüfte ab und machen damit Blüten für ihre Bestäuber weniger attraktiv, berichtet Wissenschaft.de. Nun haben Forschende an der Taufliege Drosophila melanogater beobachtet: wurden Fliegenmännchen nur zwei Stunden lang einer erhöhten Ozonkonzentration ausgesetzt, wie sie häufiger im Sommer in Städten auftreten kann, verringerten sich die gemessenen Pheromonwerte gegenüber einer Kontrollgruppe stark. Offenbar brach das Ozon die Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbildungen intensiv auf. Die Folge: die ozonisierten Männchen wirkten weniger attraktiv auf Weibchen – dafür wurden sie von nicht-ausgesetzen Männchen umworben. Da die Kommunikation bei vielen Insektenarten stark auf chemischen Lockstoffen beruht, sehen die Forschenden in ihren Studien-Ergebnissen eine möglicherweise weitreichende Bedeutung.

Südafrikanische Pflanze lockt mit Fake-Fliegenweibchen

Pflanzen haben vielfältige Verlockungen entwickelt, um Bestäuber zu sich zu führen. Gorteria diffusa, ein Korbblütler, lebt in den trockenen Regionen Südafrikas und erinnert strukturell an die strahlenförmigen Blütenblätter einer Margerite, beschreibt ein Artikel auf natur.de. Doch einige ihrer Blätter sind anders: sie sind verkürzt, dunkel gefärbt und haben Höcker mit Härchen. Sie imitieren Weibchen der Fliegenart Megapalpus capensis – und sichern ihre Bestäubung mit dem Paarungsversuch eines angelockten Fliegenmännchens. Forschende haben nun drei Gensätze identifiziert, die an der Bildung der Fliegen-Attrappen beteiligt sind. Der Studie nach haben alle drei Gensätze andere Funktionen in der Pflanze und werden in raffinierter Kombination in den Blütenblättern aktiviert.

 

In den Biodiv:notizen informiert Sie die Zentrale Koordination der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) alle zwei Wochen über interessante Links und Geschichten zu den Themen Biodiversität und Ökosysteme – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind deren Betreiber verantwortlich. Wenn Sie uns auf spannende Inhalte hinweisen möchten, schreiben Sie uns an mail@feda.bio.