Projekt

Was sind erfolgreiche Konzepte zur Wiederherstellung artenreichen Grünlandes in Deutschland? Eine multiregionale Bewertung sozial-ökologischer Systeme und pilothafte Umsetzung

Grassworks untersucht in einem transdisziplinären Forschungsansatz die Erfolgskriterien in der Grünlandrenaturierung: Welche ökologischen, sozialen und ökonomischen Faktoren begünstigen die Wiederherstellung artenreichen, multifunktionalen Grünlandes? Welche Faktoren wirken als Hemmnis? Gleichzeitig soll untersucht werden, in welchem Maße Steuerungsstrukturen und Wertschätzung der Biodiversität den Renaturierungserfolg beeinflussen.

Grünland im weiteren Sinne erfüllt ein breites Spektrum an Ökosystemleistungen, das von Bestäubung über Kohlenstoffspeicherung bis zur Regulation des Wasserhaushalts reicht und damit wesentlich zur Multifunktionalität von Kulturlandschaften beiträgt. Artenreiches Grünland ist durch Nutzungsintensivierung, aber auch durch Nutzungsaufgabe stark gefährdet. Die Ursache ist darin zu suchen, dass die traditionelle extensive Nutzung, die jahrhundertelang den Fortbestand des Grünlandes und seiner Biodiversität gesichert hat, in der heutigen landwirtschaftlichen Produktion kaum noch rentabel ist. Als Ökosysteme anthropogenen Ursprungs sind artenreiche Wiesen und Magerrasen jedoch nur durch kontinuierliche extensive Bewirtschaftung zu erhalten. Die Einbettung sozioökonomischer Aspekte ist im Grünlandschutz somit zentral, findet aber häufig zu wenig Beachtung. Neue, integrative Ansätze sind daher gefordert, um sowohl Biodiversität und Ökosystemleistungen, als auch eine adäquate Honorierung der Landwirte zu sichern.

Neben der Erhaltung artenreichen Grünlandes gewinnen Wiederherstellungsbemühungen zunehmend an Bedeutung. Diese werden in unterschiedlichen Grünlandökosystemen und mit teils gemischtem Erfolg durchgeführt. Systematische, evidenzbasierte Untersuchungen, die Erfolg und Misserfolg unterschiedlicher Strategien evaluieren, fehlen aber größtenteils.

Hier setzt das Projekt Grassworks an: Forscher*innen aus der Ökologie, den Nachhaltigkeitswissenschaften und der Ökonomie untersuchen gemeinsam mit dem Thünen-Institut als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik und dem Deutschen Verband für Landschaftspflege in einem transdisziplinären Forschungsansatz, was in der Grünlandrenaturierung zum Erfolg führt: Welche ökologischen und welche sozialen und ökonomischen Faktoren begünstigen die Wiederherstellung artenreichen, multifunktionalen Grünlandes? Welche Faktoren wirken als Hemmnis? Gleichzeitig soll untersucht werden, wie sich der Renaturierungserfolg durch verbesserte Steuerungsinstrumente sowie erhöhte Wertschätzung von Biodiversität steigern lässt.

Grassworks arbeitet in drei Modellregionen in Nord-, Mittel- und Süddeutschland mit unterschiedlichen naturräumlichen und sozioökonomischen Ausgangsbedingungen. In jeder Region werden 40 bereits umgesetzte Renaturierungsprojekte ausgewählt und einer Post-Hoc-Analyse unterzogen. Auf den Flächen werden vegetationsökologische und entomologische (Wildbienen, Tagfalter) Erfassungen, Analysen von Bodenparametern und des Landschaftskontextes sowie sozioökonomische und sozial-ökologische Erhebungen durchgeführt. Der Renaturierungserfolg wird anhand eines Vergleichs mit Positiv- und Negativreferenzen bewertet und mit den bestimmenden Umweltparametern sowie sozialen und sozioökonomischen Faktoren in Zusammenhang gebracht. Darüber hinaus werden im Rahmen transdisziplinärer Reallabore zusammen mit lokalen Akteuren modellhaft Renaturierungsmaßnahmen umgesetzt, durch ex-ante/ex-post Befragungen Veränderungen der Wertschätzung von artenreichem Grünland erfasst und gemeinsam Hebelpunkte identifiziert, die erfolgreich einen Transformationsprozess zu einer höheren Wertschätzung von Biodiversität, Ökosystemfunktionen und -leistungen einleiten können.

Übergeordnetes Ziel ist ein neuer, evidenzbasierter Ansatz für die Grünlandrenaturierung sowie die Schaffung innovativer Beratungsinstrumente und die Ableitung von Empfehlungen für verbesserte Steuerungsstrukturen. Damit möchte Grassworks einen entscheidenden Beitrag zur Umkehr des Biodiversitätsverlustes in der Kulturlandschaft leisten.

Publikationen

  • Dullau, S., Kirmer, A., Tischew, S., Holz, F., Meyer, M.H., & Schmidt, A. (2023). Effects of fertilizer levels and drought conditions on species assembly and biomass production in the restoration of a mesic temperate grassland on ex-arable land. Global Ecology and Conservation, 48, e02730. https://doi.org/10.1016/j.gecco.2023.e02730
Vicky Temperton
Projektleitung: Prof. Dr. Vicky Temperton
Prof. Dr. Vicky Temperton hat die Professur für Ecosystem Functioning & Services an der Leuphana Universität Lüneburg.

Leuphana Universität Lüneburg

Universitätsallee 1
21335 Lüneburg

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Anita Kirmer
Prof. Dr.  Anita Kirmer
Prof. Dr. Anita Kirmer ist Professorin für Vegetationskunde an der Hochschule Anhalt.

Hochschule Anhalt
Strenzfelder Allee 28
06406 Bernburg (Saale)

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Das Projekt im Interview

Grassworks – neue Konzepte für Grünlandnaturschutz 

Der Bestand an artenreichen Grünlandflächen nimmt seit Jahren ab. Dr. Vicky Temperton, Professorin für Ecosystem Functioning & Services an der Leuphana Universität Lüneburg und hier im Interview, beschäftigt sich im Rahmen des Forschungsprojekts Grassworks gemeinsam mit einem interdisziplinären Forschungsteam mit der Frage, wie sich diese ökologisch besonders wertvollen Landschaften wiederherstellen lassen.

Zum Interview auf der FONA-Seite.