Pressemitteilung · 7. November 2022

Bedrohte Artenvielfalt: Was bedeutet die Biodiversitätskrise für den Menschen?

Die biologische Vielfalt schwindet rasant, mit schwerwiegenden Folgen auch für das menschliche Wohlergehen. Auf einer internationalen Konferenz diskutieren Vertreter*innen von Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, was nötig ist, um den Biodiversitätsverlust zu stoppen – mit einem besonderen Blick auf Europa.

Den Verlust der biologischen Vielfalt auf der Erde aufzuhalten, ist eine der großen Zukunftsaufgaben der Menschheit. Denn immer mehr Tier- und Pflanzenarten sterben unwiederbringlich aus, die Bestände vieler weiterer Arten gehen zurück. Selbst bei entschlossenem Handeln dürfte erst um das Jahr 2050 herum eine Trendwende beim Artensterben zu erreichen sein, schätzen Fachleute. Das Schwinden unseres „Naturkapitals“ hat gravierende Konsequenzen, von denen wir die meisten bislang nur im Ansatz vorhersehen können. Klar ist jedoch: Die sinkende Artenvielfalt gefährdet das Funktionieren ganzer Ökosysteme, mit negativen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, unsere Versorgung mit Wasser und Nahrungsmitteln sowie die Wirtschaftsleistung.

„Zwar wird mittlerweile von vielen Seiten anerkannt, welche Bedeutung die biologische Vielfalt für das Wohlergehen der ganzen Menschheit hat“, sagt Prof. Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger, Sprecher der BMBF-Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA). „Bislang aber schreitet die Erosion unseres Naturkapitals fast ungebremst voran. Wir müssen jetzt handeln, um Schlimmeres zu verhindern!“ Doch woran genau sind eigentlich so viele der bisherigen Bemühungen um einen besseren Natur- und Artenschutz gescheitert? Welche Ansätze waren erfolgreich? Und was lässt sich aus beidem für die Zukunft lernen? Um diese und weitere Fragen geht es auf der digitalen Konferenz „Biodiversity and Human Well-Being – Europe’s Role in Shaping Our Future“ (Biodiversität und menschliches Wohlergehen – Europas Rolle bei der Gestaltung unserer Zukunft), die am Mittwoch, den 9. November, startet. Es ist die erste Konferenz, die von der FEdA auf europäischer Ebene organisiert wird.

Vertreter*innen von Wissenschaft und Zivilgesellschaft, Politik, Verwaltung und Wirtschaft diskutieren auf der dreitägigen Online-Veranstaltung darüber, was konkret nötig ist, um den Biodiversitätsverlust zu stoppen. Dabei geht es auch um die Rolle der Teilnehmenden selber: Welchen Stellenwert etwa haben transdisziplinäre wissenschaftliche Ansätze wie Co-Design und
Co-Production? Wie kann eine Transformation zu einem „naturpositiven“ Wirtschaftssystem gelingen? Wie lassen sich Synergien auf europäischer und internationaler Ebene schaffen? Wichtige Beiträge dazu sind auch von Virginijus Sinkevičius, EU-Kommissar für Umwelt und Ozeane, und Humberto Delgado, Direktor für biologische Vielfalt in der EU-Generaldirektion Umwelt, im Programm.

Von großer Bedeutung für die weltweite Entwicklung der Biodiversität werden die Ergebnisse der Weltnaturkonferenz (COP 15) sein, deren Abschlusstreffen am 7. Dezember in Montreal beginnt. In den vergangenen Wochen und Monaten gab es im Vorfeld der COP 15 bereits einige Aufrufe und Stellungnahmen, welche die Verabschiedung eines strengen globalen Rahmens für die biologische Vielfalt befürworteten, etwa die „Berliner Erklärung“. Die Organisator*innen und Teilnehmenden der europäischen FEdA-Konferenz werden den Appell an die Politik noch einmal bekräftigen und in einem Statement zur Konferenz fordern, die komplette Herangehensweise an die Biodiversitätsforschung und an Schutzprogramme in Europa zu transformieren: „Nur wenn wir den Zielkonflikt zwischen Wohlstand, sozialem Frieden und der Erhaltung der Natur lösen, wird es möglich sein, den Verlust der Biodiversität, den Klimawandel und die Umweltverschmutzung zu stoppen und damit das menschliche Wohlergehen zu sichern“, heißt es in dem Statement. Dafür brauche es jedoch neue, kreative Denkmuster („Planetary Thinking“), systemische Forschung und Transformation – und unter anderem eine Neuorganisation der Forschungs- und Förderungslandschaft in der EU.

Eine Registrierung zur Konferenz ist für Stakeholder, interessierte Privatpersonen und Pressevertreter kostenfrei möglich. Alle Informationen dazu gibt es online unter:
www.feda.bio/2022-conference.

In der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) wissenschaftliche Projekte zur Analyse der Biodiversität in Deutschland sowie zur Entwicklung und Umsetzung innovativer, effektiver Maßnahmen zum Schutz und zur Verbesserung der biologischen Vielfalt. Die FEdA unterstützt dabei im Sinne einer „transformativen“ Wissenschaft den zielgerichteten Austausch zwischen Forschung, Politik, Wirtschaft, Land- und Forstwirtschaft, Naturschutz und Zivilgesellschaft. Um mehr zu erfahren, besuchen Sie unsere Website www.feda.bio und folgen Sie uns auf Twitter (@FEdA_Biodiv).