Biodiv:notizen

Die FEdA-Lesetipps zur Biodiversität


Forschende haben untersucht, wie sich die Biodiversität in Europas Süßwasser erholt hat, wie der Hammerhai zum Hammer kommt und wie die Coloradokröte Halluzinogen produziert – oder es vermutlich nicht tut. 

18.10.2023

Europas Süßwasserbiodiversität erholt sich langsamer

Viele Gewässer in Europa waren in den 1960er Jahren in einem schlechten Zustand. Wie sie sich seither entwickelt haben, hat jetzt ein Team anhand von Daten zur wirbellosen Süßwasserfauna aus 22 europäischen Ländern untersucht, die zwischen 1968 und 2020 in Flüssen gesammelt wurden, berichtet das Forum Biodiversität Schweiz. Ihre Auswertung zeigt, dass Artenvielfalt, funktionelle Diversität und die Häufigkeit der Arten in den letzten 50 Jahren durch Maßnahmen wie Abwasserreinigung und Renaturierung von Wasserläufen deutlich zugenommen haben. Dieser Zuwachs sei jedoch hauptsächlich vor 2010 aufgetreten, danach habe sich die Entwicklung auf einem weitgehend gleichbleibenden Niveau eingependelt. Auch flussabwärts von Staudämmen, Städten und landwirtschaftlichen Nutzflächen war weniger Erholung sichtbar. Zur Studie.

Wie der Hammerhai zu seinem Hammer kommt

Der auf beiden Seiten verbreiterte und stark abgeflachte Schädel ist das Markenzeichen der Hammerhaie und hilft ihnen dabei, den Wasserwiderstand beim Schwimmen zu verringern und Beutetiere präzise zu orten, berichtet Scinexx. Da Hammerhaie ihre Jungen gebären, war bislang unklar, wann sich der Cephalofoil genannte Schädel entwickelt. Forschende haben bereits konservierte Jungtiere des Schaufelnasen-Hammerhais untersucht und chronologisch angeordnet, um so Einblicke in die Entwicklung zu gewinnen. Ihre Studie zeigt, dass die Embryonen bis zur Mitte der Schwangerschaft (nach ca. zwei Monaten) kaum von anderen Haiarten zu unterscheiden waren. Dann begann der Kopf der rund zwei Zentimeter langen Embryonen an den Seiten zu wachsen, Augen und Nasenlöcher drückten sich zunehmend nach außen, danach wuchsen die Embryonen in die Länge. Da Schaufelnasen-Hammerhaie zu den kleinsten Arten der Familie gehören, wirft die Beobachtung die Frage auf, wie sich größere Hammerhaie mit proportional größeren Köpfen entwickeln.

Neue Schlangenart identifiziert

Hemachatus nyangensis, so heißt die Schlangenart, die eng mit der Kobra verwandt ist und jetzt von Forschenden identifiziert wurde. Das Besondere: Die Art ist höchst wahrscheinlich bereits ausgestorben. Das einzige bekannte Exemplar wurde 1982 wahrscheinlich überfahren und war seitdem präpariert Teil einer Museumssammlung in Simbabwe. Für die Bestimmung konnten die Forschenden keine herkömmliche DNA-Sequenzierung vornehmen, sondern führten die Genomstudie mit neuen Methoden durch. Die Art stammt aus einer Bergkette im Osten Simbabwes nahe der Grenze zu Mosambik. Der Lebensraum hatte feuchtes, kühleres Klima, bevor die dort betriebene Forstwirtschaft den Landstrich veränderte. Zuletzt wurde die Art 1988 gesichtet. Spektrum berichtet.

Ein Fluss mit Rechtspersönlichkeit

In Peru kämpfen Aktivist*innen dafür, dem Río Marañón eine eigene Rechtspersönlichkeit zu verschaffen – damit könnte der Fluss selbst z.B. gegen Verschmutzung klagen. Der hierzu nötige Antrag wird derzeit gerichtlich bearbeitet. Hat er Erfolg, folgt Marañón dem Beispiel des Whanganui in Neuseeland. Dieser Fluss wurde nach Antrag eines Maori-Volks und einem gut 200 Jahre währenden Rechtsstreit im Jahr 2017 als Rechtsperson anerkannt. Fast zeitgleich erteilte ein kolumbianisches Gericht dem Fluss Atrato und ein indisches Gericht dem Ganges die gleichen Rechte. Weltweit sind inzwischen fast 400 derartige Anträge angenommen worden oder werden verhandelt. Spektrum berichtet von internationalen und europäischen Beispielen.

Wie die Coloradokröte Halluzinogen produziert – oder wie sie es vermutlich nicht tut

Die in der Sonorawüste heimische Coloradokröte produziert das stärkste bekannte Halluzinogen als Hautgift, um Fressfeinde abzuwehren, berichtet Spektrum. Nun haben Forschende untersucht, wie die Amphibie den Stoff produziert – und haben dafür die Nahrung der Kröten untersucht und mit der anderer Kröten verglichen, die das Halluzinogen nicht produzieren. Das Team fand heraus, dass die Coloradokröte Insekten und Wirbellose verspeist, die ihrerseits Gift zur Abwehr produzieren. Sogar die Überreste eines Skorpions wurden gefunden. Doch die Vergleiche zu den nicht halluzinogenen Krötenarten zeigen eine ähnliche Ernährung, weswegen die Forschenden den Schluss ziehen, dass die Nahrung nicht die primäre Quelle des Hautgifts sein kann. Stattdessen könnten die Kröten das Halluzinogen mittels eines Enzyms namens 5-Hydroxyindol-O-Methyltransferase herstellen. Ein Nachweis steht noch aus.