Biodiv:notizen
Die FEdA-Lesetipps zur Biodiversität
Klimagerechtes Management hilft dem Europäischen Nerz, die Wechselwirkungen zwischen Chemikalieneinsatz und Artensterben werden zu selten erforscht. Biber-Bestände in der Schweiz erholen sich und in Deutschland werden jetzt Igel und Maulwürfe gezählt.
20.09.2023
Studie zeigt klimagerechtes Management für Nerze
Der Europäische Nerz (Neovison vison) ist eine der am stärksten bedrohten Arten in Europa. Eine Kombination aus Krankheiten, der Zerschneidung seiner Lebensräume und invasiver Konkurrenz durch den Amerikanischen Nerz hat sein Verbreitungsgebiet dramatisch eingeschränkt, berichtet Conservation Corridor. Forschende haben nun in einer Studie in Spanien die künftige Lebensraumdynamik beschrieben, um zu verstehen, wie sich der Klimawandel auf beide Arten auswirkt und um Gebiete zum Schutz des gefährdeten Europäischen Nerzes zu identifizieren.
Igel zählen für die Forschung
Die Datenlage zur Verbreitung von Igeln und Maulwürfen in Deutschland ist dünn, ein flächendeckendes Monitoring gibt es bislang nicht. Um das zu verbessern, ruft das Leibniz-Institut für Zoo und Wildtierforschung zu einer bundesweiten Zählaktion auf, die von zahlreichen Organisationen unterstützt wird. Die Forschenden gehen von einem Rückgang der Bestände beider Arten aus und vermuten einen Zusammenhang mit Nahrungsmangel, insbesondere durch den Insektenschwund, und der zunehmenden Trockenheit. Außerdem gefährden Autos, elektrische Gartengeräte und Gifte die Tiere. Daher sind Bürger*innen aufgerufen, Begegnungen mit den beiden Insektenfressern mit einem Foto zu dokumentieren und auf der Plattform „Naturgucker“ vom Nabu hochzuladen. Die Aktion läuft noch bis zum 24. September. Die bundesweiten Zählungen sollen künftig zwei Mal im Jahr, im Mai und September, für je eine Woche erfolgen und so Aufschlüsse über die längerfristige Entwicklung beider Arten liefern.
Rotwild meidet Weidetiere
Eine Studie nimmt die Wechselwirkungen zwischen Beweidung und Rotwild in den Blick. Forschende haben untersucht, ob eine Beweidung mit Schafen und Ziegen das heimische Rotwild stört. Dabei haben sie beobachtet, dass Rotwild die beweideten Flächen insgesamt weniger nutzte. Die sogenannte Erhaltungsbeweidung wirkte sich bis zu 3000 Meter entfernt auf die Habitatwahl der Wildtiere aus. Forschende konnten beim Rotwild keine Anzeichen einer Gewöhnung an die Beweidung feststellen. Zur Studie (PDF).
Biber-Bestände in der Schweiz erholen sich
Die neueste Erhebung zum Biberbestand in der Schweiz gibt Grund zur Freude. Seit der letzten Erhebung vor 14 Jahren wuchs die Zahl der Reviere von 472 auf 1382. Die Biberpopulation hat sich demnach mit rund 4900 Tieren in der Schweiz und Liechtenstein verdreifacht, zeigt die Zählung (PDF). Der Biber ist der größte Nager Europas und war in der Schweiz einst ausgerottet. Er gestaltet Landschaften und schafft Lebensräume, die für Natur und Menschen wertvoll sind und ist damit ein wichtiger Förderer der Biodiversität, berichtet das Forum Biodiversität Schweiz.
Wechselwirkungen von Chemikalieneinsatz und Artenverlust
Der Rückgang der biologischen Vielfalt bedroht die Lebensgrundlagen der Menschen. Nun hat ein Team von Forschenden gezeigt, dass die Wissenschaft die Auswirkungen von Chemikalien auf den Biodiversitätsverlust zu wenig beforsche, wie das ISOE – Institut für sozialökologische Forschung berichtet. Nach einer Literaturanalyse seien Forschungsarbeiten zur Umweltbelastung durch Chemikalien bislang vor allem in hochspezialisierten Fachpublikationen veröffentlicht worden, die selten den Artenverlust thematisierten. Daraus schließen die Forschenden, dass die meisten Arbeiten losgelöst vom Biodiversitätsverlust seien. Sie sehen in einem interdisziplinären Ansatz neue Chancen, den Biodiversitätsverlust besser zu verstehen und geben in ihrer Publikation 16 Empfehlungen, um den oft großen Herausforderungen dieser Wechselwirkungsforschung zu begegnen.
Flauschige Stechmückenfresser zurück in Hessen
Lange Zeit waren Rauhautfledermäuse, die ursprünglich in Hessen heimisch waren, verschwunden. Doch nun konnten Naturschützende eine ganze Kolonie der seltenen Tiere nachweisen, berichtet die Hessenschau. Das hessische Umweltministerium fördert die Anlage von Tümpeln und Bächen im Nistgebiet, um die Wiedervernässung des Bodens – und die Vermehrung von Insekten zu fördern, die ganz oben auf dem Speiseplan der Rauhautfledermaus stehen. Die nur sechs Zentimeter großen Tiere wiegen zwischen sechs und zehn Gramm – können aber Tausende Stechmücken in nur einer Nacht vertilgen.