Biodiv:notizen

Die FEdA-Lesetipps zur Biodiversität


Mit der Präsentation des IPBES-Bericht zu invasiven Arten kehren die Biodiv:notizen aus der Sommerruhe zurück. Außerdem dabei: das Überleben von Kakapos, der Geruchssinn von Katzen, unterirdisch blühende Palmen und hitzeempfindliche Wurzeln. 

06.09.2023

IPBES-Bericht warnt vor invasiven Arten als Haupttreiber des Artensterbens

Mindestens 37.000 Arten wurden bisher weltweit in fremde Regionen absichtlich oder versehentlich eingeschleppt – invasiv sind davon zehn Prozent, sie breiten sich also ungehemmt aus und richten Schaden an, berichtet das ZDF. Bei 16 Prozent aller weltweit ausgestorbenen Arten waren alleine invasive Arten ausschlaggebend, bei 60 Prozent gehörten sie zu den Hauptursachen. Diese Bilanz zieht jetzt der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) in seinem Bericht zu invasiven Arten. Hier beziffert das zwischenstaatliche Gremium, das derzeit 143 Regierungen umfasst, den weltweiten Schaden allein im Jahr 2019 auf mindestens 423 Milliarden US-Dollar. Gleichzeitig kritisiert IPBES, dass die wenigsten Länder das Problem bisher ernst nähmen: nur 17 % der Länder hätten Regularien zur Bekämpfung invasiver Arten erlassen. Forschende plädieren für einen präventiven Umgang mit invasiven Arten und einen länder- und sektorübergreifenden Ansatz ihrer Kontrolle.  

Auch Wurzeln passen sich der Hitze an

Wissenschaftler*innen der MLU haben nun herausgefunden, dass nicht nur die oberirdischen Pflanzenteile, sondern auch die Wurzeln auf Hitze antworten. Pflanzen versuchen offenbar, bei moderaten Temperaturerhöhungen im Boden mit einem verstärkten Wachstum der Primärwurzeln tiefere Bodenregionen mit besserer Wassersättigung zu erreichen, zeigt die Untersuchung. Diese Stressantwort werde durch einen noch unbekannten Wurzelthermosensor vermittelt, der Auxin als Botenstoff zur Weiterleitung der Temperatursignale nutzt. In der Wurzel wird dieser Wachstumsprozess aber durch vermehrte Zellteilung erreicht, nicht, wie beim Spross, durch Zellstreckung.

Unterirdische Blütenpracht

Blüten und Früchte der im Westen Borneos verbreiteten Pinanga subterranea wachsen unter der Erdoberfläche – was wohl der Grund ist, warum die Wissenschaft die unter Einheimischen lange bekannte Palmenart erst jetzt beschrieben hat. Wie die Bestäubung der Pflanze funktioniert oder was die Pflanze mit der unterirdischen Blüte bezweckt ist derweil noch unklar. Weltweit ist nur eine weitere Pflanze bekannt, die sowohl Blüten als auch Früchte unter der Erde bildet: die australische Orchideengattung Rhizanthella. Der Spiegel berichtet.

Katzen richen durch ein Labyrinth

Katzen haben einen guten Riecher, nun zeigen Forschende, wieso die Nase der Stubentiger so gut funktioniert. Sie haben hierfür ein hochdetailliertes Modell der Nasenhöhlen erstellt und die Luftströmungsmuster beim Atmen untersucht. Demnach teilt sich – wie bei vielen anderen Säugetieren auch – die Atemluft beim Einatmen in zwei Ströme: Von der Atemluft wird etwa ein Fünftel abgezweigt und zur Geruchsanalyse an das Ende der Nasenhöhle weitergeleitet. Auf dem Weg zum Riechfeld windet sich die Luft bei Katzen durch besonders stark zusammengerollte Nasenmuscheln. Das gewährleistet eine möglichst lange Strecke, auf der der Duft analysiert werden kann. Damit das Raubtier die Gerüche trotz der langen Strecke möglichst schnell identifizieren kann, schleust die Katze die Luft einfach gleichzeitig durch mehrere spiralförmige Gänge. Damit arbeitet das Geruchssystem der Katze rund 100-mal schneller als bei Amphibien, bei denen die Luft nur durch einen einzigen Gang geleitet wird, berichtet Spektrum.

Kakapos mit genetischen Daten schützen

Der neuseeländische flugunfähige Kakapo ist akut vom Aussterben bedroht, berichtet Natur.de. Die bis zu 60 cm großen, nachtaktiven Tiere können bis zu 90 Jahre alt werden und pflanzen sich nur selten fort. Mit großen Bemühungen konnte die Population bis 2022 wieder auf 252 Individuen erhöht werden. Forschende haben nun das Genom von 169 der Tiere vollständig sequenziert und die Daten mit einem umfangreichen generationenübergreifenden Datensatz zu den Merkmalen und der Lebensgeschichte der Individuen kombiniert. So wollen die Forschenden genetische Varianten identifizieren, die für das Überleben der Art entscheidend sein können. Zur Studie.

Immer den Ohren nach

Forschende haben einen möglichen Wanderkorridor für Buckelwale vor Westirland und Schottland im Nordatlantik identifiziert, nachdem sie mit Unterwassermikrofonen ihren Gesang entlang der Route gehört hatten, berichtet die BBC. Nun sollen weitere Untersuchungen klären, ob die Herden diese Route regelmäßig nutzen. Den Forschenden zufolge könnte der Korridor Teil einer Tausende Kilometer langen Route sein, die die Buckelwale, die vor Westafrika und der Karibik kalben alljährlich zurücklegen, um in die nahrungsreicheren, kälteren Gewässer des Nordatlantiks zurück zu kehren. Mehr zum Compass-Projekt, das die Beobachtungen gemacht hat.