Biodiv:notizen
Die FEdA-Lesetipps zur Biodiversität
Nashörner verändern ihr Verhalten, wenn ihnen das Horn zum Schutz vor Wilderern entfernt wird, wie Kraken ihr Gehirn vor Temperaturschwankungen schützen und wie sich Bauminseln auf die Biodiversität in Ölpalmenplantagen auswirken.
28.06.2023
Ohne Horn verändern Nashörner ihr Verhalten
Nashörnern wird zum Schutz vor Wilderei oft das Horn entfernt. Diese Prozedur hat Einfluss auf ihr Verhalten, wie eine Studie zeigt. Tiere mit gekürztem Horn verringerten die Größe ihres Reviers – bei männlichen Tieren um 38,03 Prozent, bei weiblichen 53,08 Prozent – und haben weniger Kontakte zu Artgenossen, was wiederum negativen Einfluss auf die Fortpflanzungsmöglichkeiten hat. Die Forschenden verglichen 368 Sptizmaulnashörner (Diceros bicornis) in zehn südafrikanischen Wildreservaten im Zeitraum von 2005 bis 2020. Bis 2013 befanden sich noch keine hornlosen Tiere in den untersuchten Arealen, bis 2020 stieg ihr Anteil auf 63 Prozent. GEO.de berichtet.
Wie Kraken ihr Gehirn vor Temperaturschwankungen schützen
In ihren natürlichen Lebensräumen sind die wechselwarmen Kraken und Kalmare im Laufe des Jahres starken Temperaturschwankungen ausgesetzt, berichtet wissenschaft.de. Zwei Studien zeigen, wie sie ihre Gehirne dagegen schützen: über RNA-Editierung, die die Kopffüßler in weit höherem Maße nutzen können als z.B. Menschen. Ein Team setze wild gefangene erwachsene Zweipunkt-Kraken (Octopus bimaculoides) verschiedenen Temperaturen aus und beobachtete an rund 60.000 zuvor identifizierten Stellen im Genom, wie RNA und Proteine umgesetzt werden. Der Studie nach trat temperatursensitives Editing an etwa einem Drittel dieser Stellen auf und beeinflusste temperaturabhängige neuronale Funktionen. Ein zweites Team beobachtete Ähnliches an Opal-Tintenfischen: Doryteuthis opalescens könne sein Proteom, also die Gesamtheit der Proteine, als Reaktion auf Veränderungen in der Meeresumgebung im Handumdrehen anpassen.
Das soziale Wesen der Fruchtfliege
Viele Tiere passen ihre Reproduktion an einen sozialen Kontext an. Forschende haben einen solchen Mechanismus nun bei der Fruchtfliege Drosophila melanogaster untersucht. Weibchen locken aktiv Artgenossen an und legen Eier an denselben Ressourcen ab. Die Zugehörigkeit zu der so gebildeten Gruppe erleichtere zwar die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedern, führe aber auch zu einem Wettbewerb um Ressourcen. Auf den sozialen Kontext reagieren die Weibchen, indem sie bei zunehmender Gruppengröße schneller Eier produzieren als in der Isolation, womit sie die Konkurrenz zwischen den Nachkommen verringern. Die Forschenden beobachteten zudem, dass gruppierte Weibchen ihre Eier durchgehend tagsüber und nachts ablegten, isolierte dagegen ausschließlich nachts. Diese Modulation der Fortpflanzung durch den sozialen Kontext sei ein Hinweis auf einen höheren Grad an Sozialität.
Europas Vögel schwinden
Forschende haben die Daten aus den wichtigsten europäischen Monitoringprogrammen zusammengeführt und ausgewertet. Auf der Basis von systematischen Zählungen auf mehr als 20.000 Probeflächen ermittelten sie die Bestandsentwicklung von 170 Vogelarten in 28 Ländern über die Jahre 1980 bis 2016. Die Auswertungen zeigen einen allgemeinen Bestandsrückgang um 25 Prozent, der jedoch nicht gleichmäßig auf die verschiedenen Artengruppen verteilt ist. Demnach sind die Vogelarten aus Landwirtschaftsgebieten stärker betroffen (-57 %) als Stadtbewohner (-28 %) oder Waldvögel (-18 %).
Eine Insel für Arten
Tropenwälder werden großflächig zu Ölpalmenplantagen umgewandelt, zum Preis eines erheblichen Verlusts an Artenvielfalt – und ökologischer Funktion, berichtet SCNAT. Um die negativen Auswirkungen abzumildern, haben Forschende lokale Baumarten in 52 Bauminseln in einer 140 Hektar großen industriellen Plantage angepflanzt. In den untersuchten Arealen, die zwischen 25 und 1600 Quadratmeter groß waren, erwartete das Team, dass die Bäume Ressourcen für ihre eigene Entwicklung auf Kosten der Ölpalmen nutzen und sich damit die Erträge der Plantage insgesamt reduzieren würden. Doch auch fünf Jahre nach Experimentbeginn stellte sich diese Erwartung nicht ein. Dafür zeigten Analysen deutliche positive Wirkungen der Bauminseln auf die Artenvielfalt in verschiedenen Organismengruppen sowie auf die Ökosystemfunktionen und -leistungen. Die ermutigenden Ergebnisse dieser Maßnahme zur ökologischen Aufwertung dürften jedoch keinesfalls dazu führen, dass die Bestrebungen intakte tropische Wälder zu erhalten gefährdet würden, betonen die Autor*innen.
Biodiv:notizen in der Sommerruhe
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