Biodiv:notizen

Die FEdA-Lesetipps zur Biodiversität

Giraffen leiden weniger unter erhöhten Temperaturen als unter Regen, Lichtverschmutzung bringt Glühwürmchen in Bedrängnis und Tauben träumen vom Fliegen.

15.06.2023

Giraffen gegen höhere Temperaturen geschützt

Forschende der Universität Zürich und der Pennsylvania State University haben die bisher größte Studie über eine Giraffenpopulation in Tansania abgeschlossen. Das Team untersuchte über fast zwanzig Jahre hinweg, wie sich lokale Anomalien in Temperatur, Niederschlag und Vegetation auf die Überlebenswahrscheinlichkeit der Tiere auswirken. Sie kommen in ihrer Studie zum Schluss, dass die Tiere zwar gut gegen Temparaturzunahmen geschützt sind, erhöhte Niederschläge aber die Überlebensrate erwachsener Giraffen verringert.

Schmetterlinge weichen Klimaveränderungen aus

Ein Forschendenteam hat untersucht, wie die Schmetterlinge im österreichischen Bundesland Salzburg über einen Zeitraum von 70 Jahren auf Veränderungen des Klimas  und der Landnutzung reagierten. Dabei stellten sie fest, dass sich die mittlere Verbreitungshöhe der Tagfalter um ca. 300 Meter nach oben verschoben hat, wobei die Verschiebung vor allem in den letzten zehn Jahren erfolgte. Dies lege nahe, dass die Falter zunächst die Auswirkungen abpufferten, dann aber in kühlere Regionen auswichen. Dies treffe vor allem auf die mobilen Arten zu. Spezialisierte Arten dagegen seien aufgrund der intensiven Landwirtschaft in ihren Lebensräumen regelrecht gefangen, sie könnten den Veränderungen nicht ausweichen.

Lichtverschmutzung bedrängt Glühwürmchen

Je heller die Nächte, desto schwerer haben es Glühwürmchen bei der Partnersuche, stellen jetzt britische Forschende fest. Denn: künstliche Lichtquellen können das Leuchten weiblicher Käfer überstrahlen, womit sie von den männlichen nicht mehr gefunden werden. Die Paarung fällt aus. Im Labor experimentierten die Forschenden mit mehreren Lichtquellen in einem Labyrinth und maßen, dass bei Straßenbeleuchtung (145 Lux) nur noch 20 % der Leuchtkäfer ihr Ziel, das mit einer grünen LED nachempfunden wurde, fanden. Die FAZ berichtet.

Navigation in der Wüste

Die Tunesische Wüstenameise lebt ein nur sechs Tage langes Leben unter rauen Bedingungen. Bei Temperaturen bis 60 Grad bleiben ihnen nur wenige Minuten zur Futtersuche, berichtet die SZ. Evolutionär begegnen sie dem mit Geschwindigkeit – und ausgeprägten Navigationsfähigkeiten. Eine weitere beschreiben Forschende nun in ihrer Studie: Bei fehlenden natürlichen Landmarken bauen die Wüstenameisen höhere Nesthügel, um Orientierungspunkte für die Futtersucher zu schaffen. Wurden Nester ersatzlos zerstört, begannen die dort verbliebenen Ameisen mit dem Neuaufbau. Blieb ein alternativer Orientierungspunkt, blieb der Neubau aus.

Fehlbildungen bei Amphibien durch Glyphosat

Dass ein gängiges Glyphosat-Spritzmittel massive Fehlbildungen bei Amphibien hervorruft, ist seit einer Untersuchung 2022 erwiesen. Unklar blieb jedoch, ob das Herbizid, Zusatzstoffe des Spritzmittels oder eine Kombination aus beidem hierfür verantwortlich ist, berichtet Scinexx. Nun bestätigt eine Studie die schädliche Wirkung des Unkrautvernichters auf Amphibien: Schon bei geringster Konzentration des Herbizid-Reinstoffs im Wasser wiesen Kaulquappen des Krallenfroschs in Experimenten Fehlbildungen auf. Je höher die Glyphosat-Konzentration, desto schwerer waren die Fehlbildungen und desto unruhiger bewegten sich die Kaulquappen.

Der Traum vom Fliegen

Menschen tun es, viele Säugetiere auch: Träumen. Nun zeigen Forschende an 15 Versuchstieren, die an das Schlafen unter experimentellen Bedingungen gewöhnt waren, dass auch Tauben Träume haben. Das Team beobachtete die Vögel mit Infrarot-Videokameras und erfassten die Hirnaktivität der Tauben gleichzeitig mit einem Kernspintomographen. So stellten sie fest, dass sich auch der Taubenschlaf in REM- und Non-REM-Phasen teilt. In der REM-Phase waren vor allem die Hirnareale aktiv, die Signale aus den Flügeln verarbeiten und die analysieren, wie sich die Umgebung einer Taube während des Flugs bewegt. Es liegt daher nahe, dass Tauben vom Fliegen träumen.