Biodiv:notizen

Die FEdA-Lesetipps zur Biodiversität

Invasive Arten bringen auch ihr Mikrobiom mit, Arktische Erdhörnchen verschlafen ihre Fortpflanzung, auf dem Feld könnte bald Gelatine statt Herbiziden wirken und Möwen nutzen Menschen als Vorkoster.

31.05.2023

Invasive Arten kommen nicht alleine

Forschende haben ein neues invasionsbiologisches Konzept entdeckt, die „nested invasions“: verschachtelte Invasionen. Tiere tragen Bakterien, Viren, Archaeen und Pilze im Verdauungstrakt und auf der Haut mit sich. Diese Mikrobiome helfen ihnen, Nährstoffe zu gewinnen, Krankheitserreger zu bekämpfen und ihr Immunsystem zu entwickeln. Forschende haben am Beispiel des Johnstones Pfeiffroschs (Eleutherodactylus johnstonei) untersucht, wie sich diese Mikrobiome gebietsfremder Arten auf heimische Ökosysteme auswirken und welche Rolle sie bei der Besiedelung durch die einwandernden Arten spielen. Damit liefern sie den ersten umfassenden Datensatz für eine invasive Mikroben-Gemeinschaft.

Manche mögen’s kühl

Stechmücken bevorzugen kühlere Temperaturen, zeigt eine Untersuchung außerhalb eines Labors. Dabei interessierten die Forschenden vor allem das Verhalten während der Ruhephasen. Hierzu boten die Forschenden der Asiatischen Buschmücke (Aedes japonicus) drei Ruheboxen mit verschiedenen Temperaturen an: 18 Grad Celsius, 35 Grad und die Außentemperatur, rund 26 Grad. Die Insekten mieden die wärmste der Boxen und bevorzugten die kühlste, wenn sie mit Blut gefüttert wurden.  Die Vorliebe der Stechmücken für kühlere Temperaturen sei ein wichtiges Element für die Vorhersage von Krankheitsübertragungen, erklären die Forschenden, da die Modelle zur Entwicklung der Mückenpopulation derzeit auf Umgebungstemperaturen stützen, die von Wetterstationen in zwei Metern Höhe gemessen werden.

Verschlafene Fortpflanzung

Arktische Erdhörnchen haben sich perfekt an ein Leben in der Kälte angepasst. Sie halten acht Monate lang Winterschlaf, in dem ihre Körpertemperatur auf minus drei Grad sinkt. Sie atmen dann nur einmal pro Minute, zwei Mal pro Monat wachen sie auf, um zu prüfen, ob ihr Gehirn noch funktioniert. Wenn sie aufwachen, paaren sie sich. Nun aber zeigt eine Studie, dass der Klimawandel die Spezialisten durcheinanderbringt: die gestiegene Bodentemperatur führte dazu, dass die Hörnchen später aus dem Gefrierschlaf erwachten. Das Problem: die Weibchen passten sich an und verkürzten die Dauer ihres Winterschlafs, die Männchen hingegen schliefen weiter. Durch den kurzen Zeitraum der Paarungsbereitschaft kann das verheerende Auswirkungen auf die Population haben, berichtet die Süddeutsche.

Mulch statt Herbiziden

Herbizide werden gerade im konventionellen Feldgemüseanbau oft gegen Beikräuter verwendet, um Ertrag und Qualität der Ernte zu steigen. Doch sie können etwa durch Wind in andere Ökosysteme eingetragen werden und dort Schaden anrichten. Forschende untersuchen nun eine nachhaltige Alternative, wie die Deutsche Bundestiftung Umwelt meldet. Das Verfahren erinnert an das Mulchen mit Grünschnitt und besteht im Aufbringen einer abbaubaren Zwei-Komponenten-Mischung auf Basis nachwachsender Rohstoffe, die vor allem aus Wasser, Pflanzenöl sowie natürlichen Gelier- und Bindemitteln besteht. Diese Mischung geliert an der Bodenoberfläche, härtet aus und bildet eine Schicht, die das Sonnenlicht vom Boden abschirmt und so Beikräuter am Keimen und Wachsen hindern soll.

Menschen dienen Möwen als Vorkoster

Kleptoparasitismus nennen Verhaltensforschende die Neigung mancher Tiere, bei anderen Lebewesen Nahrung zu stehlen statt selbst auf Jagd zu gehen, berichtet die Süddeutsche. Die Seemöwen in Brighton zeigten einen fortgeschrittenen Kleptoparasitismus: Forschende hängten zwei Sorten Chips in verschieden gefärbten Tüten auf. So lange die Biolog*innen bloß beobachteten, interessierten sich der Studie nach nur 20 Prozent der Tiere überhaupt für die Chipstüten. Fingen die Forschenden selbst an, Chips zu essen, stieg das Interesse der Möwen auf knapp 50 Prozent. Von diesen – und das ist neu – folgten 98 Prozent der Tiere der Tütenfarbwahl der menschlichen Vorkoster*innen, berichten die Forschenden in ihrer Studie.