Dialog und Information

FAQ

Hier finden Sie die Antworten auf gängige Fragen zu unserer Forschungsinitiative und zur Artenvielfalt. Ihre Frage ist nicht dabei? Bitte nehmen Sie Kontakt mit uns auf.

 

Warum ist Biodiversität wichtig?

Für viele Menschen ist eine gesunde Natur an sich schon erhaltenswert, weil sie Erholung und Freude spendet. Daneben gibt es aber auch handfeste Gründe dafür, den Artenverlust zu stoppen. So ist zum Beispiel ein Großteil der landwirtschaftlichen Produktion von Lebensmitteln auf funktionierende Ökosysteme angewiesen. Zahlreiche Arten sind daran beteiligt, Nutzpflanzen zu bestäuben, Schädlinge zu dezimieren und den Boden nutzbar und nährstoffreich zu erhalten. Intakte Feuchtgebiete und Wälder reinigen unser Grundwasser von schädlichen Stoffen und speichern das Treibhausgas Kohlendioxid. Und auch zwischen der menschlichen Gesundheit und der Biodiversität gibt es eine enge Beziehung: Zum einen liefert die Natur wichtige Arzneistoffe, zum anderen erhöht die Zerstörung von natürlichen Lebensräumen das Risiko für den Ausbruch von Infektionskrankheiten und Pandemien.

Wenn es noch „große Wissenslücken“ im Bereich der Biodiversität gibt, woher wissen wir dann, dass die Artenvielfalt in Deutschland wirklich abnimmt?

Eine Vielzahl von Studien hat bereits die Entwicklung der Biodiversität in bestimmten Regionen oder für einzelne Tiergruppen untersucht. Die meisten Ergebnisse deuten auf einen drastischen Verlust von biologischer Vielfalt hin. Am bekanntesten ist vielleicht die „Krefelder Studie“ von 2017: Darin haben Forschende mit Hilfe von Insektenfallen ermittelt, dass die Biomasse von Fluginsekten in deutschen Landschaftsschutzgebieten in den vergangenen 27 Jahren um drei Viertel geschrumpft ist. Trotz vieler einzelner Erkenntnisse fehlen bislang aber umfassende, einheitlich erhobene Daten. Sie sind nötig, um ein vollständiges Bild der Biodiversität in Deutschland über eine Vielzahl von Artengruppen hinweg zu zeichnen. Außerdem sind bislang nur einige der Ursachen für das Artensterben bekannt. Genauere Untersuchungen sind deshalb nötig, um effektive Gegenmaßnahmen zu entwickeln.

Was sind die Ursachen des Artensterbens?

Der Verlust biologischer Vielfalt hat viele Ursachen. Zu den Hauptgründen zählen die fortschreitende Abnahme qualitativ hochwertiger Lebensräume für Tiere und Pflanzen, die Verschmutzung durch Giftstoffe, Chemikalien und Licht sowie die Ausbeutung durch den Menschen. Laut dem Weltbiodiversitätsrat IPBES sind die wichtigsten Ursachen eine veränderte Landnutzung (etwa die Rodung von Wäldern und die Trockenlegung von Mooren für landwirtschaftliche Zwecke), direkte Ausbeutung wie Überfischung, der Klimawandel, Umweltverschmutzung und invasive Arten. Dahinter stehen die sogenannten „indirekten Treiber“: Demografie und Soziokultur, Ökonomie und Technologie, Institutionen und Governance, Konflikte und Epidemien.

Warum sind invasive Arten schlecht? Es ist doch normal, dass sich die Natur verändert?

Als „invasiv“ zählen nur Arten, die ursprünglich in einem Gebiet nicht heimisch waren und dort unerwünschte Auswirkungen haben. Diese Tier- und Pflanzenarten stehen oft in Konkurrenz zu einheimischen Arten, sind aber widerstands- oder anpassungsfähiger und verdrängen diese daher. Dabei hilft vielen invasiven Arten, dass sie sich unkontrolliert vermehren können, da ihre natürliche Feinde am neuen Ort fehlen. Sie können auch Krankheiten oder Parasiten einschleppen, die einheimischen Arten gefährlich werden. So unterbrechen sie die natürlichen Dynamiken ganzer Ökosysteme. Beispiele führt unter anderem der BUND auf seiner Website auf.

Hat Artenschutz aus Sicht der FEdA Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen?

Der besondere Ansatz der Forschungsinitiative liegt darin, die dringend benötigten Maßnahmen zum Erhalt der Biodiversität im engen Austausch mit politischen, zivilgesellschaftlichen und auch wirtschaftlichen Akteuren zu entwickeln. Hierbei geht es nicht nur um die Akzeptanz neuer Regulierungen, sondern auch um das eigene ökonomische Interesse: Intakte Ökosysteme sind für viele wirtschaftliche Aktivitäten unverzichtbar. Die Artenvielfalt zu schützen und zu vergrößern, ist daher auch aus ökonomischer Perspektive sinnvoll.

Warum hat die Landwirtschaft so eine so große Bedeutung für den Artenschutz?

Allein in Deutschland wird rund die Hälfte der gesamten Landesfläche landwirtschaftlich genutzt. Im Zuge der der Intensivierung und Industrialisierung der Landwirtschaft wurden zunehmend Monokulturen angebaut, während immer mehr artenreiche Randstrukturen wie Hecken oder Grünränder aufgegeben oder im Rahmen von Flurbereinigungen beseitigt wurden. Hinzu kommt die Nutzung von künstlichen Düngern und Pflanzenschutzmitteln, welche die natürliche Flora und Fauna beeinträchtigen können. Inzwischen werden deshalb zum Schutz der Artenvielfalt sogenannte Agrarumweltmaßnahmen gefördert, um wieder vermehrt „halbnatürliche“ Lebensräume zu schaffen (Blühstreifen und -flächen, Feldlerchenkorridore, Hecken etc.).

Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse hat die Forschungsinitiative bereits hervorgebracht?

Über aktuelle Ergebnisse aus den wissenschaftlichen Projekten der FEdA können Sie sich unter Forschungsergebnisse beziehungsweise Pressemitteilungen/News informieren. Aktuelle Informationen gibt es auch auf Twitter und Facebook sowie in unserem halbjährlich erscheinenden Newsletter.

Was kann ich selbst im Alltag tun, um die Artenvielfalt zu schützen?

Ein guter Ansatzpunkt, um die Umwandlung natürlicher Lebensräume in landwirtschaftliche Flächen weltweit zu bremsen, ist der Verzicht oder die Reduktion des Konsums von Fleisch und anderen tierischen Produkten, insbesondere solchen aus intensivierter Haltung („Massentierhaltung“). Bio-Produkte helfen der Artenvielfalt: Ökolandbau verbraucht zwar mehr Fläche als intensivierte Landwirtschaft, die eingesetzten Verfahren sind aber in der Regel weniger belastend für die Umwelt. Beim Kauf von Fisch sollte man darauf achten, dass dieser aus nachhaltigem Fischfang oder nachhaltiger Fischzucht kommt. Wer sich genauer informieren möchte, kann den Fischratgeber des WWF nutzen. Natürlich sollte man auf den Verzehr seltener, exotischer Tiere grundsätzlich verzichten.

Was gegen den Klimawandel getan werden kann, hilft auch der Biodiversität, da natürliche Lebensräume so länger erhalten bleiben. Einige Punkte sind: weniger Lebensmittel verschwenden, Plastikmüll reduzieren, Strom sparen, regional und saisonal einkaufen, weniger Fleisch essen, Fahrrad und ÖPNV statt des Autos nutzen und Flugreisen nach Möglichkeit vermeiden. Auf der Ebene der indirekten Treiber hilft es beispielsweise, sich politisch zu engagieren – auch auf lokaler oder kommunaler Ebene – sowie nachhaltig wirtschaftende Unternehmen und Banken zu bevorzugen.

In unserer Rubrik  Ratgeber finden Sie konkrete Anleitungen und Tipps zum Erhalt der Biodiversität im Alltag. Wenn im Rahmen der Forschungsinitiative Citizen-Science-Projekte gestartet werden, bei denen Bürgerwissenschaftler*innen aktiv zum Thema Artenvielfalt mitforschen können, werden wir Sie darüber auf der FEdA-Hompage informieren.

Ich bin Wissenschaftlerin oder Wissenschaftler und forsche im Bereich Biodiversität. Wie kann ich mich einbringen?

Die Forschungsinitiative veranstaltet regelmäßig Konferenzen, bei denen der Austausch auch mit Forschungsprojekten außerhalb der Initiative eine wichtige Rolle spielt. Wenn Sie ein eigenes Projekt im Rahmen der Forschungsinitiative etablieren möchten, können Sie sich auf unserer Homepage über aktuelle Fördermöglichkeiten informieren.