Hintergrund

Das sechste große Massenaussterben

In der Geschichte des Lebens auf der Erde gab es nach heutigem Stand der Forschung mindestens fünf große Massenaussterben: Abschnitte, in denen in relativ kurzer Zeit auffällig viele Arten verschwunden sind. Das bekannteste Massenaussterben ist wohl der Untergang der Dinosaurier vor etwa 66 Millionen Jahren. Damals schlug wahrscheinlich ein riesiger Asteroid in Nordamerika ein, vielleicht kombiniert mit starker vulkanischer Aktivität. 75 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten fielen dieser Umweltkatastrophe zum Opfer.

Das sechste große Massenaussterben passiert nach Ansicht vieler Expertinnen und Experten derzeit vor unseren Augen. Im Mai 2019 veröffentlichte der Weltbiodiversitätsrat IPBES seinen Globalen Bericht, dem zufolge eine Millionen Arten innerhalb der nächsten Jahrzehnte akut bedroht sind. Die Aussterberate – also der Anteil an Pflanzen- und Tierarten, die jährlich von der Erde verschwinden – liegt aktuell zehn- bis mehrere hundert Male höher, als es im Durchschnitt der letzten 10 Millionen Jahre üblich war. Ohne entschiedenes Gegensteuern durch die Menschheit dürfte sich diese Entwicklung noch weiter beschleunigen.

Rückgang in rasanter Geschwindigkeit

Im Vergleich zu früheren Massenaussterben, die sich über Zeiträume von mehreren tausend Jahren hinziehen konnten, spielt sich der aktuelle Artenverlust in rasanter Geschwindigkeit ab. Dem Living Planet Index (LPI) zufolge gab es einen geschätzten Rückgang der weltweiten biologischen Vielfalt um 65 Prozent allein zwischen 1970 und 2010, also innerhalb von nur 40 Jahren – in geologischen Maßstäben ein verschwindend kurzer Zeitraum.

Während frühere Ereignisse dieser Art natürlichen Ursprungs waren, geht das derzeitige Artensterben nach Stand der Wissenschaft auf menschliche Aktivitäten zurück: Der natürliche Lebensraum vieler Arten schrumpft immer weiter, Naturflächen werden ihn Wohn- oder Ackergebiete umgewandelt. Größere Wirbeltiere werden gejagt und gewildert. Der Mensch bringt Umweltgifte in die Natur ein, und er verbreitet durch seine globale Mobilität immer häufiger unabsichtlich fremde Arten in Gebieten, in denen sie ursprünglich nicht heimisch sind. Die Neuankömmlinge können den bereits vorhandenen Arten gefährlich werden und diese mitunter verdrängen.

Klimaveränderungen beschleunigen das Aussterben

Eine Parallele gibt es zu den früheren Massenaussterben in der Erdgeschichte: Damals wie heute spielen Klimaveränderungen eine wichtige Rolle. Waren es im Perm oder der Kreidezeit die Ausbrüche von Supervulkanen oder Meteoriteneinschläge, die zu einem raschen Klimawandel geführt haben, befeuern heute die Nutzung fossiler Brennstoffe und die Vernichtung von Regenwäldern den Treibhauseffekt. Wandelt sich das Klima schneller, als die Evolution Schritt halten kann, sterben alle Arten aus, die nicht ausreichend an die neuen klimatischen Bedingungen angepasst sind. Dieser Prozess treibt den aktuell zu beobachtenden Verlust von Biodiversität ebenfalls voran.

Es sind große internationale Anstrengungen nötig, um diese schädlichen menschlichen Einwirkungen auf die Natur zu reduzieren. Zum Teil fehlt es auch noch an wissenschaftlichen Erkenntnissen dazu, welche Arten besonders gefährdet sind und wie die unterschiedlichen Ursachen des Artenverlusts miteinander in Wechselwirkung stehen. Die Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) setzt hier an. Lesen Sie auf dieser Website mehr über den Hintergrund der Initiative, unseren Ansatz und die geförderten wissenschaftlichen Projekte.