Biodiv:notizen 10-2022

Die FEdA-Linksammlung zur Biodiversität


Viele Schmetterlingsarten in Norddeutschland sind bedroht oder bereits ausgestorben, in Rumänien gefährdet illegaler Holzeinschlag einzigartige Wälder, und Forschende empfehlen der Politik biodiversitätsfreundliche Maßnahmen für den Hochwasserschutz.

22.06.2022

Fast die Hälfte der Großschmetterlingsarten in Schleswig-Holstein, nämlich 44 Prozent, sind bestandsgefährdet oder bereits ausgestorben. Wenn man nur die Tagfalter betrachtet, liegt der Gefährdungsgrad sogar bei 65 Prozent. Das geht aus der Neuausgabe der Roten Liste der Großschmetterlinge hervor, die das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) Schleswig-Holstein veröffentlicht hat. In der vorherigen Roten Liste waren noch 38 Prozent der Arten gefährdet. Über die Erkenntnisse informiert ein Artikel auf Stern.de.

Andere Insekten in Deutschland scheinen dagegen vom Klimawandel zu profitieren. Einer Analyse im Fachmagazin Global Change Biology zufolge variieren die Trends in verschiedenen Insektengruppen dabei deutlich. Während die Bestände von Schmetterlingen und Heuschrecken häufiger zurückgingen als zunahmen, zeigten Libellen überwiegend positive Trends. Das Forschungsteam wertete eine umfangreiche Sammlung bislang kaum genutzter Daten zu über 200 Insektenarten in Bayern seit dem Jahr 1980 aus. Libellen könnten zudem von einer verbesserten Wasserqualität profitieren, wie Sueddeutsche.de berichtet.

Naturnah gestaltete, weniger „aufgeräumte“ Flächen sind gut für die Artenvielfalt. Das belegen nun erneut erste Ergebnisse einer Studie der Universität Salzburg, die ein Projekt des Landes Salzburg evaluiert und über die der ORF berichtet. So seien etwa auf Flächen, die durch naturnahe Bepflanzung aufgewertet wurden, mehr Wildbienen zu verzeichnen.

Der globale Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen wirkt sich negativ auf die biologische Vielfalt auf. Das ergab eine Untersuchung, die im Fachmagazin Sustainability Science erschienen ist. Die Auswertung der Daten zeigte, dass sich landwirtschaftliche Flächen vor allem in tropischen und subtropischen Ländern stetig ausweiten – auf Kosten von Gebieten mit großer biologischer Vielfalt. Die Exporte gingen dagegen oft in Regionen, die viel weniger natürliche Habitate verlieren, wie zum Beispiel Westeuropa und Nordamerika. Über diese Verbindung tragen importierende Länder zum fortschreitenden Verlust an Lebensräumen weltweit bei, wie das Portal Latina-Press.com schreibt.

In Rumänien gibt es die artenreichsten Wälder Europas – über 500.000 Hektar an Urwäldern und Wäldern mit altem Baumbestand, mehr als in jedem anderen Land der EU. Eigentlich sollten rund zwei Drittel davon geschützt sein, aber die Realität sieht anders aus: Illegaler Holzeinschlag und mangelnde Umweltgesetze gefährden die Erhaltung seltener und typischer Lebensräume und Arten. Darauf weist ein Bericht des Portals Euronews hin.

Mitte Juli jährt sich die Hochwasser-Katastrophe im Ahrtal, die mehr als 180 Menschen das Leben kostete und Schäden von fast 30 Milliarden Euro verursachte. In einem neuen „Policy Brief“ empfehlen nun Forschende führender wissenschaftlicher Institutionen in Deutschland sogenannte naturbasierte Lösungen, um Hochwasserschutz und Biodiversität gleichermaßen zu verbessern. Zu diesen Maßnahmen gehören die Renaturierung von Flüssen und ihren Auen, die Wiedervernässung von Mooren und die Umgestaltung des deutschen Forsts.

 

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