Biodiv:notizen 10-2021

Die FEdA-Linksammlung zur Biodiversität


Die Bundesländer bewahren ihre Naturschutzflächen nur unzureichend vor Pflanzenschutzmitteln und anderen Chemikalien, in Deutschland steigt das Interesse am Thema Biodiversität, und für die Erholung vom derzeitigen Artensterben könnte die Erde mehrere Millionen Jahre benötigen.

26.05.2021

Menschen verändern seit Urzeiten ihre Umwelt: durch die Jagd, den Anbau von Nutzpflanzen und Rodungen. Doch das derzeit zu beobachtende Massenaussterben hat erst in jüngster Zeit eingesetzt. Eine neue Studie in der Fachzeitschrift PNAS führt dies unter anderem auf Landraub und Kolonisierung sowie die anschließende Einführung von Monokulturen und Pestiziden zurück. Eine Zusammenfassung liefert ein Artikel im Anthropocene Magazine.

Auch bei den landschaftsprägenden indischen Savannen waren Forschende bislang davon ausgegangen, dass diese Vegetationsformation durch menschliche Aktivität entstanden ist. Eine aktuelle Untersuchung dagegen zeigt, dass die Bildung der Savannen auf der indischen Halbinsel bereits vor der Neolithisierung, also der Einführung von Viehhaltung und Ackerbau, begann. Für den Wechsel zur Savannenlandschaft war demnach eine Abschwächung des Monsuns und nicht der Mensch verantwortlich (Pressemitteilung). Erst infolge der Klimaveränderung begannen die Einwohner mit Viehhaltung und Ackerbau, um ihre Lebensgrundlage aufrechtzuerhalten. 

Die Erholung vom derzeitigen Artensterben könnte mehrere Millionen Jahre dauern, selbst wenn die menschlichen Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt sofort aufhören würden. Das ergab eine internationale Studie unter Leitung der Universität Gießen. Nach dem letzten großen Massenaussterben, bei dem die Dinosaurier vom Antlitz der Erde verschwanden, dauerte es rund zwölf Millionen Jahre, bis das Gleichgewicht zwischen dem Entstehen und Verschwinden von Arten wiederhergestellt war. Diesmal könnte die Erholungsphase sogar noch länger dauern. Über die Studie berichtet unter anderem die FAZ.

Eine vor Kurzem veröffentlichte Analyse des WWF zeigt ein deutlich gestiegenes Interesse am Thema Biodiversität in Deutschland, gemessen anhand verschiedener digitaler Indikatoren. In Deutschland stieg beispielsweise die Anzahl von Google-Suchanfragen zum Thema Naturverlust und Biodiversität um 64 Prozent, die Anzahl der Tweets steigerte sich um 294 Prozent und die Nachrichten berichteten im Jahr 2020 um 22 Prozent häufiger zu Biodiversitätsthemen als noch 2016. Die Daten – auch für andere Länder – sind in einem umfassenden Report online abrufbar.

Das Umweltbundesamt hat einen Bericht darüber veröffentlicht, wie verschiedene Bundesländer den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Bioziden in ihren Naturschutzgebieten regeln. Ergebnis der in Sachsen, Niedersachsen und Baden-Württemberg durchgeführten Untersuchung: „Der rechtliche Schutz der wertvollen Naturflächen und ihres Arteninventars vor Beeinträchtigung durch Chemikalien ist unzureichend.“ In Niedersachsen beispielsweise waren in 96 Prozent der untersuchten Schutzgebiete problematische Produkte zugelassen, wenn auch mit Auflagen und Einschränkungen. In Baden-Württemberg hingegen sei das Bemühen erkennbar, den Biozid- und Pflanzenschutzmitteleinsatz zu beschränken.

Was versteht man eigentlich unter „Rewilding“? Das BMBF hat dazu anlässlich des internationalen Tags der biologischen Vielfalt ein Interview mit Bernd Hansjürgens veröffentlicht (der auch das FEdA-Projekt „REWILD_DE“ leitet). Im Zentrum von Rewilding steht die Grundidee, dass die Natur selbst am besten für ihr ökologisches Gleichgewicht sorgen kann. Natürliche Prozesse wieder zuzulassen, führt demnach dazu, dass bedrohte Tier- und Pflanzenarten ihren ursprünglichen Lebensraum zurückgewinnen – und sich die Biodiversität wieder erholt.

 

In den Biodiv:notizen informiert Sie die Zentrale Koordination der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) alle zwei Wochen über interessante Links, Postings und Geschichten zu den Themen Biodiversität und Ökosysteme – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind deren Betreiber verantwortlich. Wenn Sie uns auf spannende Inhalte hinweisen möchten, schreiben Sie uns an mail@feda.bio.