Biodiv:notizen 09-2023

Die FEdA-Lesetipps zur Biodiversität

Die Niederlande stoppen erstmals Windparks zum Schutz von Zugvögeln. Lichtverschmutzung ist auch unter Wasser ein Problem und Forschende haben herausgefunden, wieso eine Liane plötzlich zum Fleischfresser werden kann.

17.05.2023

Pilotstudie zur genetischen Vielfalt in der Schweiz gestartet

In einem Pilotprojekt soll die genetische Vielfalt als Gradmesser von Anpassungsfähigkeit innerhalb von Arten in der Schweiz beobachtet werden, berichtet der Informationsdienst Wissenschaft. Die Forschenden beschränken sich auf fünf in der Schweiz heimische Tier- und Pflanzenarten und sequenzierten deren DNA. Die Ergebnisse stehen zwar noch aus, es deutet sich allerdings an, dass die untersuchten Arten große Unterschiede bezüglich ihrer genetischen Vielfalt aufweisen. Die DNA der Goldammer sei im Land gleichmäßig, einige Populationen der wenig mobilen Kreuzkröte wiesen dagegen eine genetische Verarmung auf.

Größter Tausch von Schulden gegen Natur?

Wie der SPIEGEL in seiner Online-Ausgabe berichtet, habe die angeschlagene Credit Suisse einen sogenannten debt-for-nature-swap mit Ecuador vollzogen: Die Schweizer Bank habe ecuadorianische Staatsanleihen im Nennwert von 1,6 Milliarden Dollar  mit kräftigem Abschlag von Anleger*innen zurückgekauft. Dadurch wird staatliches Kapital frei. Dieses Geld will der Ecuador in den Erhalt der Galápagos-Inseln investieren, einem der weltweit wertvollsten Ökosysteme. Bei dem Handelsvolumen könnte es sich um eines der größten Tauschgeschäfte Schulden gegen Naturschutz handeln. Fachleute sehen diesen als Chance, Umweltschutz gerade in ärmeren Ländern zu stärken. 

Plötzlich Fleischfresser

Das Haken- oder Dreifaltigblatt (Triphyophyllum peltatum) ist nicht nur wegen seiner medizinischen Wirkung interessant, berichtet IDW. Die Lianenart, die in den Tropen Westafrikas heimisch ist, ist die einzig bekannte Pflanze, die sich zum Fleischfresser entwickeln kann. Dann bildet sie Blätter mit Klebefallen aus, an denen kleine Insekten anhaften, die mittels spezieller Enzyme verdaut werden. Nun ist es Forschenden gelungen, die Pflanze zu kultivieren. Mittels diverser Stresstests haben sie herausgefunden, welcher Auslöser die Liane zum Karnivoren werden lässt: ein Mangel an Phosphor.

Zahl der Vögel in Europa um ein Viertel zurückgegangen

Europas Vogelbestand ist seit 1980 um etwa ein Viertel gesunken, berichtet die Zeit. Dafür sind vor allem die Ausweitung der intensiven Landwirtschaft, der Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln verantwortlich, zeigen die Autor*innen einer Studie im Journal PNAS. Für ihre Studie beobachtete die Gruppe, wie sich 170 Vogelarten an 20.000 Standorten in 28 Ländern in den Jahren 1980 bis 2016 entwickelten. Für jedes einzelne Land untersuchten sie vier potentielle Stressfaktoren: Landwirtschaft, die Urbanisierung, die Änderung der Bewaldung und steigende Temperaturen. Die Urbanisierung hatte ebenfalls einen negativen Effekt auf die Vogelpopulation, die steigenden Temperaturen durch den Klimawandel und die gewachsenen Waldflächen kamen einzelnen Arten zugute, andere litten darunter.

Lichtverschmutzung lässt Korallen früher laichen

Beleuchtete Küstenorte sind problematisch für die Fortpflanzung von Korallen, berichtet natur.de. Forschende der University of Plymouth kombinierten Daten aus einer Kartierung der am stärksten von Lichtverschmutzung betroffenen Meeresgebieten mit Daten über rund 2135 Beobachtungen von Massenlaich-Ereignissen in Korallenriffen. Normalerweise geben die Korallenpolypen einer Region zur Befruchtung gleichzeitig Keimzellen ins Wasser ab, dabei orientieren sie sich am Mondzyklus. Der Datenvergleich zeigt: In Riffbereichen, die nachts biologisch relevant künstlich beleuchtet werden, laichen die Korallen bis zu drei Tage früher als in unbelasteten Regionen.

Windkraftanlagen gestoppt – zum Schutz von Zugvögeln

Es war eine internationale Premiere: Die Niederlande schalteten ihre Offshore-Windkraftanlagen in Borssele und Egmond aan Zee für vier Stunden ab, um einen großen Vogelzug sicher passieren zu lassen. Nach der nun laufenden Pilotphase sollen die Windparkbetreibenden voraussichtlich ab Herbst häufiger die Geschwindigkeit der Windturbinen auf maximal zwei Umdrehungen pro Minute reduzieren, um so mehr Zugvögel zu schützen, berichtet die Zeit.

 

In den Biodiv:notizen informiert Sie die Zentrale Koordination der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) alle zwei Wochen über interessante Links und Geschichten zu den Themen Biodiversität und Ökosysteme – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind deren Betreiber verantwortlich. Wenn Sie uns auf spannende Inhalte hinweisen möchten, schreiben Sie uns an mail@feda.bio.