Biodiv:notizen 08-2023
Die FEdA-Linksammlung zur Biodiversität
Vielfältige Landschaften mildern die Auswirkungen des Klimawandels auf Insekten, Insektenvielfalt sorgt für besseres Baumwachstum und Wildschweine können als Bioindikator für fluorierte Alkyle (PFAS) dienen.
03.05.2023
Vielfältige Landschaften mildern Wirkungen des Klimawandels auf Insekten
Die globale Klimaerwärmung hat weitreichende Auswirkungen auf landlebende Insekten: um in größerer Hitze zu überleben müssen sie entweder ihre körperliche Aktivität verringern oder Schutz in einer kühleren Umgebung finden. Eine Gruppe Forschende des iDiv hat die Bewegungen von insgesamt 465 Insekten in mehreren, abgeschlossenen Ökosystemen (sog. Eco-Units), in denen verschiedene Umweltbedingungen simuliert werden können, per RFID-Technik nachverfolgt. Dabei fanden sie heraus, dass Insekten auf Laub diverser Pflanzen weniger aktiv sein mussten als bei getrennten Laubarten. Bei Letzteren mussten die Insekten weitere Strecken für die Nahrungssuche bewältigen. Das zeige, wie wichtig die Vielfalt auch in kleinsten Lebensräumen sei, um die Folgen gestiegener Temperaturen abzumildern.
Warum Vögel gegen Fensterscheiben fliegen
Einer Hochrechnung nach sterben in Deutschland jährlich rund 100 Millionen Vögel am Fensterschlag, berichtet die SZ. Forschende haben nun über sechs Jahre hinweg analysiert, warum am Post-Turm in Bonn besonders viele Vögel sterben. Dabei identifizieren sie in ihrer Studie mehrere Faktoren, von denen die vollständige Verglasung des Gebäudes der offensichtlichste ist. Größeren Einfluss hat das Licht: Der Turm wird von 28 Scheinwerfern am Dach und 2000 Leuchten in den Fenstern erhellt. Licht, das seitlich und nach oben abstrahlt, ziehe vor allem Zugvögel an, die sich an natürlichen Lichtquellen orientieren, erklären die Forschenden in ihrer Studie.
Arktische Meeresalgen reichern Mikroplastik an
Das Grün unter dem Eis ist mit Mikroplastik belastet. Eine Studie zeigt, dass arktische Meeresalgen eine überraschend hohe Konzentration an Mikroplastik-Belastung aufweisen, offenbar sammeln sie die Partikel mit ihren klebrigen Fäden ein. Dort werden sie von Meerestieren gefressen oder sinken auf den Meeresboden ab. Die Alge Melosira arctica spielt daher eine wesentliche Rolle für den Mikroplastik-Eintrag in tieferen Sedimentschichten und als wichtige Nahrungsquelle für dortige Organismen auch beim Einzug der Partikel in die Nahrungskette, wie natur.de berichtet.
Insektenreichtum ist vorteilhaft für Wälder
Forschende aus China, Deutschland und der Schweiz weisen einen Zusammenhang zwischen Insektenvielfalt – vor allem des Anteils an räuberischen Insekten – in Wäldern und deren Wachstum nach. Der Studie zufolge führe ein artenreicher Baumbestand zu mehr Insektenvielfalt, die ihrerseits das Wachstum der Bäume begünstige. Eine Forstwirtschaft, die beides begünstige, könnte dazu führen, dass die Pflanzen auch mehr Kohlendioxid binden, berichtet die SZ.
Wildschweine als Bioindikatoren für PFAS-Belastung
Fluorierte Alkyle, PFAS, sind im Alltag weit verbreitet. Sie kommen in der Beschichtung von Pfannen, Outdoor-Kleidung oder Kosmetika vor – sie gelten allerdings auch als „ewige Chemikalien“, da sie extrem langlebig sind, haben inzwischen bereits die entlegensten Polargebiete erreicht und reichern sich in der Nahrungskette an. Ihr Nachweis ist allerdings aufwändig, weil mehr als 10.000 verschiedene chemische Verbindungen zu den PFAS zählen, berichtet natur.de. Einen einfacheren Weg finden Forschende in der Untersuchung von Wildschwein-Lebern. Die Tiere wären gute Bioindikatoren, da sie weit verbreitet und sehr mobil seien, dazu als Allesfresser weit oben in der Nahrungskette stünden und überall bejagt werden, wie die Forschenden in Science of the Total Environment erläutern.
Eine Wespe namens Winfried
Eine Entomologin am Naturkundemuseum Stuttgart hat eine neue, in Deutschland heimische Wespenart entdeckt und nach dem Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann Aphanogmus kretschmanni benannt, der bei einer Veranstaltung auch ein Modell des Insekts erhielt, wie der Informationsdienst Wissenschaft berichtet. Er betonte, wie wichtig es sei, die Arten zu kennen, um die Artenvielfalt zu bewahren. Die entdeckte Wespenart ist parasitoid, als Gegenspieler anderer Insekten hält sie die Ökosysteme im Gleichgewicht, ist aber durch die Abhängigkeit von bestimmten Wirtsinsekten überproportional vom Insektensterben betroffen. Eine Reihe auffälliger Stacheln am Hinterleib unterscheidet Aphanogmus kretschmanni von bisher bekannten Arten, beschreiben ihre Entdecker*innen.
In den Biodiv:notizen informiert Sie die Zentrale Koordination der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) alle zwei Wochen über interessante Links und Geschichten zu den Themen Biodiversität und Ökosysteme – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind deren Betreiber verantwortlich. Wenn Sie uns auf spannende Inhalte hinweisen möchten, schreiben Sie uns an mail@feda.bio.