Biodiv:notizen 8-2022

Die FEdA-Linksammlung zur Biodiversität


Die Dürre in Deutschland hat historische Ausmaße, Tiere können bewachsene Straßenränder als Verbindungswege nutzen, und an Europas Flüssen werden immer mehr Dämme und Wehre zurückgebaut.

18.05.2022

Die Dürre zwischen 2018 und 2020 in Europa hatte historische Ausmaße: Wie ein internationales Forschungsteam im Fachmagazin Earth’s Future berichtet, hat sich seit Mitte des 18. Jahrhunderts keine Dürre mehr so großflächig über den Kontinent ausgebreitet und keine ging mit einem so großen Temperaturanstieg einher. Weil Trockenperioden in Zukunft häufiger auftreten dürften, empfehlen die Forschenden, schnell Maßnahmen gegen die Wasserknappheit zu entwickeln und umzusetzen. Über die Dürreproblematik, die noch immer anhält, informiert unter anderem der MDR.

Bewachsene Straßenränder können besonders in strukturarmen Landschaften die Biodiversität unterstützen. Die Streifen können Tieren wie Schmetterlingen laut einer Modellierung, die Forschende im Journal of Environmental Management veröffentlicht haben, als Verbindungswege zwischen verschiedenen Grünlandflächen dienen. Vor allem längere, durchgängige Streifen können demnach bei der Ausbreitung in neuen Lebensräume helfen. Aber auch kürzere Streifen können von manchen Arten als „Trittsteine“ genutzt werden, um in andere Habitate zu gelangen. Wichtig sei dabei stets eine artegerechte Vegetation auf den Streifen, so die Forschenden.

Feuchtgebiete an Küsten – wie Watt, Gezeitensümpfe und Mangroven – sind wichtige Ökosysteme, die seltenen Arten einen Lebensraum bieten. In den vergangenen zwei Jahrzehnten sind weltweit jedoch 13.700 Quadratkilometer dieser Landschaften verloren gegangen, wie eine Publikation im Magazin Science belegt. Durch Renaturierungsmaßnahmen kamen zwar rund 9.700 Qaudratkilometer hinzu. Netto sind demnach aber immer noch 4.000 Qaudartkilometer verschwunden, was ungefähr der Fläche der Insel Mallorca entspricht. Gründe für den Rückgang seien etwa der Klimawandel, Küstenerosion oder eine landwirtschaftliche Nutzung der Flächen, berichtet das Portal EcoWatch.

Nicht nur an Küsten, auch im Landesinneren gehören Seen und Feuchtgebiete zu den stark bedrohten Lebensräumen. Neben dem Klimawandel machen etwa Übernutzung, Raubbau und Verschmutzung diesen Ökosystemen zu schaffen. Acht Umweltverbände aus Deutschland, Estland, Polen, Spanien und Ungarn haben deshalb eine neue Organisation gegründet, die sich für den Schutz und die nachhaltige Nutzung von Seen und Feuchtgebieten in Europa stark machen soll: die European Living Lakes Association (ELLA). Die Gründung des neuen Dachverbands vermeldet unter anderem die Zeitschrift Naturschutz und Landschaftsplanung.

Fließgewässer werden häufig von Staudämmen und Wehren unterbrochen, mit gravierenden Folgen für die Biodiversität entlang der Flüsse und Bäche. Viele dieser geschätzt mehr als einer Millionen Bauwerke in Europa sind jedoch gar nicht mehr in Benutzung oder dienen keinem Zweck mehr. Umweltschützer*innen fordern daher den Abriss solcher Hindernisse. Laut der Organisation „Dam Removal Europe“ wurden im vergangenen Jahr nun so viele dieser Barrieren zurückgebaut wie nie zuvor: In 17 europäischen Ländern wurden mindestens 239 Dämme und Wehre beseitigt. Spitzenreiter war Spanien mit 108 entfernten Bauwerken, führt ein Bericht im britischen Guardian aus.

Der zunehmende Einsatz schwerer Maschinen in der Landwirtschaft bedroht nach Ansicht von Forschenden die Produktivität des Ackerlands weltweit. Laut einem Artikel in der Fachzeitschrift PNAS wird das enorme Gewicht moderner Landmaschinen zwar auf der Oberfläche gut verteilt, zum Beispiel durch breitere Reifen. Der Unterboden werde dennoch stark zusammengepresst. Das beeinträchtige das Wurzel- und Pflanzenwachstum und begünstige Erosion sowie Überschwemmungen. Die Süddeutsche Zeitung berichtet über die Studie, hält die von den Forschenden genannte Zahl von 20 Prozent an Ackerböden, die weltweit dadurch in Gefahr sein sollen, jedoch für zu hoch angesetzt.

 

In den Biodiv:notizen informiert Sie die Zentrale Koordination der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) alle zwei Wochen über interessante Links und Geschichten zu den Themen Biodiversität und Ökosysteme – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind deren Betreiber verantwortlich. Wenn Sie uns auf spannende Inhalte hinweisen möchten, schreiben Sie uns an mail@feda.bio.