Biodiv:notizen 6-2022

Die FEdA-Linksammlung zur Biodiversität


Die Verhandlungen zum neuen Weltnaturschutzabkommen stocken, neu entdeckte Arten leben gefährlich, und Pflanzen passen sich genetisch an das Leben in der Stadt an.

06.04.2022

Die schottische Regierung und weitere Organisationen geben in einer Initiative rund 60 Millionen Euro für die Renaturierung von Mooren aus. Moore sind nicht nur „Hotspots“ der Artenvielfalt, sie gehören auch zu den wichtigsten Kohlenstoffsenken der Erde und sind daher essenziell im Kampf gegen den Klimawandel. Über die Anstrengungen klärt ein Bericht im Fachmagazin Nature auf; eine angepasste und ins Deutsche übersetzte Version des Beitrags gibt es bei Spektrum.de.

Bei den Verhandlungen zum neuen Weltbiodiversitätsabkommen gibt es kaum Fortschritte, wie das Magazin RiffReporter berichtet. Bei den Vorverhandlungen in Genf konnten sich die Delegationen aus aller Welt bei keinem der mehr als 20 möglichen Themengebiete auf verbindliche Ziele einigen. Zu den offenen Streitfragen gehört beispielsweise die Finanzierung von mehr Umweltschutz. Eine weitere, einwöchige Verhandlungsrunde ist für den Juni angesetzt. Auch der Spiegel nimmt sich des Themas an.

Neu entdeckte Arten sind stärker vom Aussterben bedroht als bereits länger bekannte Spezies. Zu diesem Schluss kommen Forschende in einer Veröffentlichung im Fachmagazin Conservation Letters. Von Arten, die zwischen 1758 und 1767 beschrieben wurden, sind aktuell 12 Prozent gefährdet. Bei den zwischen 2011 und 2020 erstmals beschriebenen Arten sind es 30 Prozent. Bei künftig neu zu entdeckenden Arten dürfte es noch dramatischer ausfallen, sagen die Wissenschaftler*innen. Bei vielen derzeit entdeckten Arten handele es sich um „kryptische Arten“, die zwar ähnlich wie andere Arten aussehen, aber genetisch eigenständig sind und oft nur kleine Populationen haben, sowie um Tiere mit geringer geografischer Verbreitung. Über die Erkenntnisse berichtet das Magazin Cosmos.

Die Biodiversität am Meeresboden wird maßgeblich von der Wassertiefe bestimmt – nicht von der Temperatur. Das ergab eine Übersichtsstudie über die Zusammensetzung der Flachwasser- und Tiefseefauna entlang des Nordwestpazifiks und des Arktischen Ozeans, die im Fachjournal „Frontiers in Marine Science“ erschienen ist. Die Erkenntnisse sind für Umweltschutzmaßnahmen gegen das Artensterben in den Meeren bedeutsam (zur Pressemitteilung).

Der Klimawandel bedeutet nicht nur Hitzestress für europäische Vögel: Er verschiebt auch ihre jahreszeitlichen Rhythmen. So legte der Zilpzalp seine Eier heute im Schnitt 12 Tage früher als noch vor 50 Jahren – ungefähr die Hälfte dieser Verschiebung geht den Forschenden zufolge auf wärmere Temperaturen zurück, der Rest auf Faktoren wie Umweltverschmutzung und schrumpfende Lebensräume. Eine so deutliche Änderung des Zeitplans könne dazu führen, dass beim Schlüpfen der Küken noch nicht genug Nahrung verfügbar ist, und dadurch ganze Ökosysteme gefährden. Der britische Guardian erläutert die Ergebnisse der Studie.

Die Urbanisierung verändert offenbar bei Pflanzen den Lauf der Evolution. Der Weißklee (Trifolium repens) beispielsweise zeigt einer aktuellen Studie zufolge weltweit in Städten die gleiche genetische Anpassung: Er verzichtet im urbanen Umfeld auf einen Abwehrstoff gegen Fressfeinde. Dieses Beispiel verdeutliche, in welch komplexer Weise menschengemachte Umweltveränderungen die Merkmale von Lebewesen verändern könnten, schreibt wissenschaft.de.

 

In den Biodiv:notizen informiert Sie die Zentrale Koordination der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) alle zwei Wochen über interessante Links und Geschichten zu den Themen Biodiversität und Ökosysteme – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind deren Betreiber verantwortlich. Wenn Sie uns auf spannende Inhalte hinweisen möchten, schreiben Sie uns an mail@feda.bio.