Biodiv:notizen 05-2023

Die FEdA-Linksammlung zur Biodiversität

Forschende klassifizieren eine neue Schlangenfamilie, weisen nach, dass die Zebramuschel unbemerkt per Anhalter in deutsche Teiche reist und zeigen, dass Pflanzenwurzeln einen größeren Effekt auf das Zersetzer-System im Boden haben als Laub.

22.03.2023

Neue Schlangenfamilie klassifiziert

Forschende haben eine neue Schlangenfamilie identifiziert: Zu den „Micrelapidae“ gehören drei Arten aus Afrika und dem Nahen Osten, berichtet das Magazin Scinexx. Diese drei Schlangenarten waren bereits bekannt und wurden systematisch zwischen anderen Familien hin und her geschoben. Nun haben Wissenschaftler*innen von der Universität Helsinki die Schädelmerkmale der Sonderlinge untersucht und umfassende DNA-Tests durchgeführt. Der Studie nach haben sie sich bereits vor rund 50 Millionen Jahren vom evolutionären Stammbaum der Schlangen abgespalten und sich separat entwickelt.

Glyphosat-Herbizid kann Insekten direkt schädigen

Bislang galten Insekten in der Diskussion um die Schädigung durch Glyphosat-basierten Herbiziden als nur indirekt betroffen, da Ackerbeikräuter als ihre wichtige Lebens- und Nahrungsgrundlage wegfallen. Eine Studie weist aber jetzt eine direkte Schädigung nach. Demnach schädigen solche Herbizide Florfliegenlarven stark, wenn diese es direkt über die Nahrung aufnehmen. Die Wirkung von Glyphosat-basierten Herbiziden auf Insekten durch die Nahrungsaufnahme wird bislang nicht bei der Herbizidzulassung getestet, wie das Bundesamt für Naturschutz mitteilt.

Zebramuscheln reisen per Anhalter in deutsche Teiche

Darf’s ein bisschen mehr sein? Der internationale Heimtierhandel treibt die Ausbreitung invasiver Arten an – jenseits der im Handel verkauften und freigesetzten Arten auch mit zufällig eingeschleppten Organismen. Forschende haben nun nachgewiesen, dass die invasive Zebramuschel (Dreissena polymopha) in Deutschland als „Anhalterin“ über einen deutschen Onlinehändler verbreitet wurde. Sie wurde unentdeckt zusammen mit einer häufig gehandelten, einheimischen Gartenteichschnecke (Viviparus viviparus) verkauft. Die IUCN listet Zebramuscheln als eine der 100 schlimmsten invasiven Arten.

Pflanzenwurzeln sind essentiell für Zersetzer-System im Boden

Millionen kleiner Lebewesen wie Regenwürmer, Springschwänze, Milben, Insekten und andere Gliederfüßer sind für die Zersetzung und die Gesundheit des Bodens von entscheidender Bedeutung. Eine Studie in Indonesien zeigt nun, dass die Ressourcen aus Pflanzenwurzeln entscheidend auf die Bodentiergemeinschaften wirken – nicht, wie bislang gedacht, Laub. Forschende verhinderten ihren Zugang zu den Pflanzenwurzeln („root trenching“) und wiesen nach, dass ohne lebende Wurzeln die Anzahl der Tiere in Regenwaldparzellen um 42 Prozent, in den Plantagen um 30 Prozent abnimmt, wie es in der Pressemitteilung heißt.

Kosten des Klimawandels in Deutschland

Der menschgemachte Klimawandel bringt gewaltige Kosten mit sich, warnt die Bundesregierung auf Basis einer Studie zu aktuellen und zukünftigen Folgenkosten des Klimawandels für Deutschland. Rein monetär liegen diese Kosten bis 2050 bei zwischen 280 und 900 Milliarden Euro, rein statistisch bedeute dies pro Jahr mindestens eine Katastrophe mit denselben Kosten wie die Ahrtalflut 2021. Nicht eingepreist sind die Belastungen von Ökosystemen, der Verlust von Artenvielfalt, zahlreiche gesundheitliche Beeinträchtigungen und Todesfälle von Menschen sowie eine schlechtere Lebensqualität. Der br folgert, dass sich Investitionen für Anpassungsmaßnahmen auf jeden Fall auszahlen werden.

Was, wenn die Natur ein Klagerecht hätte?

Was wäre, wenn wir die Natur nicht nur bewahren würden, um den Menschen zu nutzen, sondern um ihrer selbst willen – und das auch noch eine rechtliche Ausprägung fände? Ecuador, Guatemala, Panama oder Neuseeland kennen Flüsse, Wälder oder Tiere als Rechtspersönlichkeiten an. In Europa wird die Frage seit den Siebzigerjahren diskutiert. Die Juristin Roda Verheyen hat u.a. Fridays for Future bei der Verfassungsbeschwerde gegen das Klimaschutzgesetz 2021 vertreten. Mit der Journalistin und Autorin Alexandra Endres hat sie ein Buch geschrieben, Zeit online bringt einen Einblick.  

 

In den Biodiv:notizen informiert Sie die Zentrale Koordination der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) alle zwei Wochen über interessante Links und Geschichten zu den Themen Biodiversität und Ökosysteme – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind deren Betreiber verantwortlich. Wenn Sie uns auf spannende Inhalte hinweisen möchten, schreiben Sie uns an mail@feda.bio.