Biodiv:notizen 04-2023

Die FEdA-Linksammlung zur Biodiversität

Forschenden gelingt erstmals ein Einblick in die Funktionsweise des Hirns von Kraken, Putzerfische erkennen sich selbst, Blassfuß-Sturmtaucher leiden unter „Plastikose“ und die UN schließen ein internationales Abkommen zum Schutz der Hochsee.

08.03.2023

UN schließen Abkommen zum Schutz der Hochsee

Die Weltmeere sollen stärker geschützt werden, das ist seit vielen Jahren klar. Doch wie der Schutz aussehen sollte, wurde in der UN über 15 Jahre hinweg zäh verhandelt. Nun haben die Staaten eine Einigung erzielt. Die vertraglichen Details sind zwar noch nicht veröffentlicht worden. Klares Ziel der Verhandlungen war aber, dass künftig mindestens 30 Prozent der Weltmeere als Schutzgebiete ausgewiesen werden – wie schon in Montréal vereinbart. Dazu will das Abkommen die biologische Vielfalt auf hoher See unter international verbindlichen Schutz stellen und forcieren, dass künftig wirtschaftliche Projekte, Expeditionen und andere Aktivitäten im Meer auf ihre Umweltverträglichkeit geprüft werden müssen. Die Zeit berichtet.

Blick ins Oktopoden-Hirn

Kraken sind faszinierend. Ihre Anatomie erscheint uns aufregend fremdartig, ihre kognitiven Fähigkeiten aufregend vertraut. Einem internationalen Forschendenteam ist es erstmals gelungen, Hirnströme freischwimmender Kraken mit abgedichteten miniaturisierten Datenloggern zu messen (zur Studie). Dies ermögliche eine synchrone Aufzeichnung von Verhalten und Hirnströmen und sei ein entscheidender Schritt für die Erforschung des Krakenhirns, wie es im IDW-Bericht heißt. Die Messungen erfolgten in Hirnregionen, die vermutlich für das Lernen und das Gedächtnis verantwortlich sind. 

Putzerfische erkennen sich selbst

Putzerfische befreien andere Fische von Parasiten – und beißen ab und an als Lohn einen Snack aus dem Körper, den sie gerade säubern. Allerdings gehen sie dabei taktisch klug vor: Raubfische werden grundsätzlich nicht gebissen – und wenn andere Fische ihnen bei der Arbeit zuschauen, halten sie sich bei der Selbstbedienung sehr zurück, schreibt die Süddeutsche. Gebissene Fische werden beim nächsten Aufeinandertreffen mit einer Massage verwöhnt. Putzerfische können also ihre Gäste unterscheiden – und erkennen auch sich selbst: im Spiegel und sogar auf Fotos, wie eine Studie von Forschenden der Osaka Metropolitan University zeigt.

Invasive Schildkröten etablieren sich in Deutschland

Drei ursprünglich in Nordamerika beheimatete Schildkrötenarten pflanzen sich selbständig in Baden-Württemberg fort – so weit im Norden, wie bislang noch nicht nachgewiesen. Nach einer genetischen Untersuchung der Tiere, die Seen in Freiburg im Breisgau und Kehl bevölkern, weisen Forschende erstmals eine natürliche Vermehrung der Populationen von Pseudemys concinna, Graptemys pseudogeographica und Trachemys scripta in Deutschland nach. Damit haben sich die Reptilien in ihrem neuen Lebensraum etabliert. In ihrer Studie untersuchten die Forschenden auch die möglichen Gefahren durch die invasiven Schildkröten. Danach könnte die ohnehin schon gefährdete Europäische Sumpfschildkröte unter den größeren Einwanderern leiden. Für einen möglichen Einfluss der Wasserschildkröten beim Übertragen von Krankheiten bestehe weiterer Forschungsbedarf, heißt es in der Mitteilung.

Forschende weisen plastikbedingte Krankheit bei Seevögeln nach

Bei Blassfuß-Sturmtauchern vor der australischen Lord-Howe-Insel haben Forschende erstmals eine speziell durch Plastikteile verursachte Krankheit entdeckt. Die „Plastikose“ werde durch kleine Plastikteile ausgelöst, die zu Entzündungen im Verdauungstrakt der Seevögel führe, berichtet GEO. Diese Entzündungen führten zu Vernarbungen und Verformungen im Gewebe, was wiederum Folgen für Wachstum, Verdauung und das Überleben der Tiere habe. Mutmaßlich seien weitere Arten betroffen, möglich seien auch Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit.

Der Mulchzeitpunkt von Waldwiesen beeinflusst die Insektenvielfalt

Das Mulchen ist neben Beweidung und Mahd eine mögliche Form der Bewirtschaftung von Waldwiesen und dient als solche ihrem Erhalt. Dabei wird die Wiese geschnitten und das Schnittgut bleibt gehäckselt liegen. Forschende haben sich nun mit der Frage beschäftigt, wie sich diese Bewirtschaftungsform von Waldwiesen zu drei verschiedenen Zeitpunkten (im Juni, im September oder in beiden Monaten) auf die dort lebenden Insekten auswirkt. Im Fokus standen Insektenlarven und blütenbesuchende Insekten. Bezogen auf die Larven war das Mulchen stets schädlich, bezogen auf die Blütenbesucher hatte das Mulchen im September im Vergleich zum früheren Termin keine negativen Auswirkungen auf die Populationen, so die Studie.

 

In den Biodiv:notizen informiert Sie die Zentrale Koordination der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) alle zwei Wochen über interessante Links und Geschichten zu den Themen Biodiversität und Ökosysteme – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind deren Betreiber verantwortlich. Wenn Sie uns auf spannende Inhalte hinweisen möchten, schreiben Sie uns an mail@feda.bio.