Biodiv:notizen 3-2022

Die FEdA-Linksammlung zur Biodiversität


Es gibt nur noch wenige ökologisch intakte Küstenabschnitte auf der Erde, Umweltschutz steht neuerdings in der italienischen Verfassung, und zwei Drittel der Arten am Tiefseeboden sind noch unbekannt.

16.02.2022

Fast alle im Meer lebenden Tierarten weltweit leiden unter der Verschmutzung der Ozeane mit Plastikmüll. So lautet das Ergebnis einer neuen Studie des Alfred-Wegener-Instituts im Auftrag des WWF (eine Zusammenfassung auf Deutsch gibt es hier). Plastik ist den Forscher*innen zufolge in die marine Nahrungskette eingedrungen und bedroht mitunter ganze Ökosysteme, etwa Korallenriffe und Mangroven. Mehrere Regionen – darunter das Mittelmeer – hätten bereits kritische Schwellenwerte für die Plastikverschmutzung überschritten. Das Thema haben unter anderem Artikel in der FAZ und bei Zeit Online aufgegriffen.

Nur rund 16 Prozent der Küstenregionen weltweit sind noch ökologisch intakt, warnen Forschende aus Australien und den USA in einer neuen Veröffentlichung. Auch fast die Hälfte der eigentlich geschützten Küstenabschnitte sei einem hohen Druck durch menschliche Aktivitäten ausgesetzt. Um die globalen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, müssten alle Nationen größere Anstrengungen zur Erhaltung und Wiederherstellung der Küstenregionen ergreifen. Über die Untersuchung berichtet der britische Guardian.

Nur ein Drittel der Organismen, die am Boden der Tiefsee leben, sind Forschenden bereits bekannt. Zu diesem Ergebnis gelangte ein internationales Team durch die Analyse von rund zwei Milliarden DNA-Sequenzen, die zuvor im Rahmen von 15 wissenschaftlichen Tiefsee-Expeditionen gesammelt worden waren. Fast zwei Drittel der Erbgutschnipsel vom Meeresgrund konnten keiner bekannten Art zugeordnet werden. Von den im Wasser aufgenommenen Proben blieben nur 14 bis 25 Prozent der Sequenzen unidentifiziert. Mehr über die Studie ist auf der Website der Tagesschau nachzulesen.

„Die Republik schützt die Umwelt, die Biodiversität und die Ökosysteme, auch im Interesse künftiger Generationen“. Dieser Satz steht neuerdings in der italienischen Verfassung. Nachdem im November bereits der italienische Senat die Gesetzesänderung beschlossen hatte, stimmte nun auch die Abgeordnetenkammer mit großer Mehrheit zu, wie das Online-Portal des italienischen Rundfunks Rai ausführt. In einem zweiten geänderten Verfassungsartikel wird festgelegt, dass die Wirtschaft bei ihrer freien Entwicklung den Umweltschutz berücksichtigen muss.

Die finanziellen Schäden durch problematische, vom Menschen in neue Regionen eingeschleppte Tiere und Pflanzen sind mindestens zehnmal höher als die Kosten einer präventiven Bekämpfung. Bis die Auswirkungen invasiver Arten auf die Umwelt erkannt werden, sei es oft schon zu spät, schreiben die Autor*innen im Fachjournal Science of the Total Environment. Durch einen vorsorgenden Ansatz könnten dagegen weltweit eine Billion Euro eingespart werden. Über die Untersuchung berichtet Der Standard.

Die Fischbestände in abgelegenen Meeresgebieten sind deutlich größer als in geschützten und nachhaltig bewirtschafteten Zonen des Ozeans. Für die bereits im Oktober im Journal Fish and Fisheries veröffentlichte Studie im Auftrag der Wildlife Conservation Society (WCS) hatten Forschende weitgehend unberührte Riffe mit solchen verglichen, die in Schutzzonen oder in Gebieten liegen, in denen nur eine nachhaltige Menge gefischt werden darf. In der marinen Wildnis gab es durchschnittlich dreimal so große Fischpopulationen. Vor allem Arten, die viel Platz benötigen, ergeht es dort besser – darunter einige Haie, Zackenbarsche und Schnapper. Das Portal umweltnetz-schweiz.ch bezeichnet diese entlegenen Gebiete daher als „Zeitkapseln der Meere“, die es zu schützen gelte.

 

Hinweis: Die nächsten Biodiv:notizen erscheinen – abweichend vom üblichen Rhythmus – am 9. März 2022.


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