Biodiv:notizen 02-2023

Die FEdA-Linksammlung zur Biodiversität

Insekten bleiben oft bei Naturschutzgebieten unberücksichtigt, menschgemachte Degradation gefährdet den Regenwald jenseits der Rodung stark, künftig invasive Arten aus dem Meer sind schon jetzt identifiziert – und Artenverlust lässt sich aus Blättern lesen.

08.02.2023

Artenverlust aus Blättern lesen

Wenn ein Insekt an einem Blatt knabbert, hinterlässt es immer ein wenig Erbgut. Und genau das analysieren Forschende der Universität Trier, wie der SWR berichtet. Mit Hilfe von DNA-Spuren auf Blättern, die seit den 80er Jahren gesammelt wurden, wiesen sie nach, dass es zwar genau so viele Insekten wie vor 30 Jahren im Pfälzer Wald gibt – aber andere. Während also die α-diversität konstant blieb, veränderte sich die β-Diversität signifikant: 15 von 100 heimischen Gattungen sind demnach in diesem Zeitraum von anderen Arten ersetzt worden. Zur Studie.

Schutzgebiete nützen nur 25 % der Insekten etwas

Apropos Insekten. Sie werden viel zu oft übersehen oder missachtet, wenn es um Naturschutzgebiete geht, zeigt eine Studie. Beim Vergleich einer Karte aller Naturschutzgebiete mit einer Karte aller nachgewiesenen Insektenvorkommen berechnete ein Forschendenteam vom Deutschen Institut für integrative Biodiversitätsroschung (iDiv), dass 76% der weltweiten Insekten in Schutzgebieten nur unzureichend vertreten seien. Die weltweiten Verbreitungsgebiete von mehr als zwei Prozent der Arten überschnitten sich überhaupt nicht mit Schutzgebieten. Um ein Massenaussterben zu verhindern, sind neue Schutzzonen nötig, berichtet der MDR.

New Yorks fleißiges Stadtgrün

Wie grün New York ist – und wie viel CO2 dieses Grün im Tagesverlauf bindet, hat eine Forschendengruppe der Columbia University erstmals ermittelt. Anhand von hochauflösenden Luftbildern stellte die Gruppe fest, dass Baumkronen etwa 22 % der Stadtfläche bedecken, Gräser etwa 12 %. An einigen Sommertagen nimmt das Stadtgrün der Untersuchung nach bis zu 40 % der CO2-Emissionen der amerikanischen Metropole auf. 

Gefahren für den Regenwald abseits der Rodung

Nicht nur die Rodung gefährdet den Regenwald. Eine größere Rolle als bisher angenommen spielt die Degradation von Waldökosystemen durch den Menschen, also menschgemachte Schäden, die nicht unmittelbar durch die Abholzung der Wälder zustande kommen. Faktoren wie landwirtschaftliche Nutzung angrenzender Flächen, Dürren oder Waldbrände zusammengenommen führten zu einem vergleichbaren Verlust an Biodiversität und mindestens ebenso hohen CO2-Emissionen wie die Rodung der Tropenwälder, legen die Ergebnisse einer Studie nahe. Die Forschenden haben neben den Folgen auch die Ursachen der Degradation untersucht, wie die Uni Kassel berichtet.

Wirtschaftsrisiko: Naturzerstörung

Mehr als die Hälfte des globalen Bruttoinlandsprodukts ist von Biodiversität abhängig, der „Global Risk Report“ des Weltwirtschaftsforum in Davos zählt den Verlust von Biodiversität zu den größten globalen Risiken. Um dieses Risiko transparenter zu machen, stellt der WWF das Online-Tool „Biodiversitätsrisikofilter“ vor. Außerdem etabliert die EU vom kommenden Jahr an stufenweise rechtlich verbindliche Berichtspflichten zur Biodiversität (Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung). Die FAZ berichtet über das bei vielen Unternehmen noch fehlende Bewusstsein für Risiken der Naturzerstörung.

Invasion aus dem Meer

In britischen Überseegebieten identifizierten Forschende 231 potentiellen invasiven Arten, die in den nächsten zehn Jahren in einem oder mehreren Gebieten auftauchen könnten. Ihre Studie zeigt auch die Wege, auf denen sie eingeschleppt werden – und mögliche Auswirkungen auf die Biodiversität, die Ökosysteme, aber auch auf die Wirtschaft und die menschliche Gesundheit. Das Polarjournal berichtet.

Niesende Schwämme

Was haben Menschen und Schwämme gemeinsam? Einer Studie zufolge niesen beide Arten. Bislang war davon ausgegangen worden, dass Schwämme von Einbahnstraßen durchzogen seien, um Nahrhaftes aus dem Wasser zu filtern. Zumindest der Ofenrohrschwamm aber sondert mittels Kontraktionswellen in Schleim verpackten Unrat auch aus den Einströmöffnungen ab, beobachteten niederländische Meeresbiolog:innen in Curaçao. Die FAZ berichtet – und hat sogar ein Video von einem niesenden Schwamm gefunden. Gesundheit!

 

In den Biodiv:notizen informiert Sie die Zentrale Koordination der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) alle zwei Wochen über interessante Links und Geschichten zu den Themen Biodiversität und Ökosysteme – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind deren Betreiber verantwortlich. Wenn Sie uns auf spannende Inhalte hinweisen möchten, schreiben Sie uns an mail@feda.bio.