Biodiv:notizen 2-2022

Die FEdA-Linksammlung zur Biodiversität


Auf der Erde gibt es mehr Baumarten als bislang angenommen, Photovoltaik-Anlagen auf Freiflächen können sich positiv auf die Artenvielfalt auswirken, und Forschende entdecken im Südlichen Ozean das weltweit größte Fischbrutgebiet.

02.02.2022

Ein internationales Forschungsteam hat die mutmaßliche Zahl der Baumarten auf der Erde neu berechnet. Bislang waren rund 64.000 verschiedene Spezies bekannt. Basierend auf Erkenntnissen dazu, wie die Artenvielfalt bei Bäumen geografisch verteilt ist – in der Nähe des Äquators herrscht etwa grundsätzlich eine größere Diversität –, müsste es aber insgesamt rund 73.000 Arten geben. Etwa 9.000 Baumarten wären demnach noch nicht entdeckt. Diese Arten befinden sich den Forschenden zufolge vermutlich größtenteils in den Tropen, sind oft selten und haben ein begrenztes Verbreitungsgebiet. Über die Studie berichtet unter anderem die Süddeutsche Zeitung.

Natur- und Landschaftsschutzgebiete gehören zu den effektivsten Mitteln, um die Biodiversität in einer Region zu erhalten. Laut einer neuen Studie im Fachblatt „Conservation Biology“ wird aber bei die Ausweisung neuer Flächen weltweit nicht genug darauf geachtet, möglichst unterschiedliche Artengemeinschaften und Ökosysteme zu schützen. Während in Gebirgsregionen beispielsweise häufiger Naturschutzgebiete entstehen, sind diese in Gegenden mit hohen Temperaturen und niedrigem Niederschlag deutlich seltener. Im Meer sind dagegen Gebiete mit mittlerem und hohem Salzgehalt sowie die Tiefsee weniger gut geschützt. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse gibt es auf der Online-Seite der Zeitschrift Natur und Landschaft.

Photovoltaik-Anlagen auf Freiflächen können die örtliche Biodiversität erhöhen. Das ist das Ergebnis einer Auswertung im Auftrag des Programms EnergieSchweiz (PDF-Download). Dank der Teilbeschattung entsteht ein kleinräumiges Nebeneinander verschiedener Lebensräume mit unterschiedlichem Mikroklima, weshalb sich unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten ansiedeln. Unter ausreichend hohen Anlagen lassen sich zudem schattentolerante Nutzpflanzen wie Salat oder Kartoffeln anbauen – und sogar als Weide taugen diese Flächen. Bereits vorhandene, ökologisch sensible Gebiete sollten jedoch nicht mit Photovoltaik-Anlagen bebaut werden, um keine seltenen Arten zu gefährden, erklärt der Autor der Studie im Interview mit dem Online-Magazin Energeiaplus.com.

Heckenlandschaften sind wichtig für die Artenvielfalt. Besonders in waldarmen Gebieten stellen sie einen wichtigen Ersatzlebensraum für viele Pflanzen dar. Ein europäisches Forschungsteam hat nun nachgewiesen, dass der Klimawandel diese Vielfalt bedroht. Der in Agriculture, Ecosystems & Environment erschienenen Studie zufolge beherbergen Hecken in wärmeren und trockeneren Gebieten weniger Spezies. Allerdings lässt sich der Effekt durch die Breite der Hecken abmildern: In breiten Hecken ist das Mikroklima stabiler als in schmalen. Mehr zur Untersuchung hat der Nachrichtendienst UmweltDialog.

Die Flächen für Feuchtgebiete wie Moore und Sümpfe sind in Nordrhein-Westfalen in fünf Jahren um rund 20 Prozent geschrumpft – hauptsächlich wegen des Klimawandels und Entwässerungsmaßnahmen für die Landwirtschaft. Das teilte das Statistische Landesamt mit. Der NABU hält dies, wie unter anderem die ZEIT erwähnt, für ein Alarmsignal: Denn Feuchtgebiete sind ein Lebensraum für viele seltene Tierarten, und sie binden große Mengen Kohlendioxid.

Forschende haben im Süden des antarktischen Weddellmeers das weltweit größte zusammenhängende Fischbrutgebiet entdeckt. Die Dichte der Nester und die Größe des Brutgebiets ließen auf eine Gesamtzahl von etwa 60 Millionen Eisfischen schließen, die dort nisteten, schreiben die Autorinnen und Autoren in einem Artikel in Current Biology. Diese Erkenntnisse sprächen dafür, ein Meeresschutzgebiet im atlantischen Sektor des Südlichen Ozeans einzurichten. National Geographic berichtet über den Fund.

 

In den Biodiv:notizen informiert Sie die Zentrale Koordination der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) alle zwei Wochen über interessante Links und Geschichten zu den Themen Biodiversität und Ökosysteme – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind deren Betreiber verantwortlich. Wenn Sie uns auf spannende Inhalte hinweisen möchten, schreiben Sie uns an mail@feda.bio.